Ein ohrenbetäubender Knall zerriss am Freitagabend die Ruhe im Zentrum Athens: Vor dem Verwaltungsgebäude der griechischen Bahngesellschaft Hellenic Train explodierte ein Sprengsatz – offenbar gezielt platziert.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris
Aktuell – Nach Angaben der Behörden wurde die Bombe auf einem Motorrad angebracht, das unmittelbar vor dem Bürokomplex parkte. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Dennoch war der Schock in der griechischen Hauptstadt deutlich spürbar.
Augenzeugen berichten von einer Druckwelle, die sich durch die Straßen auch noch mehr als einen Kilometer weiter zog. Die Polizei sperrte umgehend den Tatort weiträumig ab, während Spezialisten der Sprengstoffeinheit mit der Untersuchung begannen. Noch bevor es zur Detonation kam, soll eine anonyme Warnung bei einer linken Zeitung eingegangen sein – ein Hinweis, der auf eine politisch motivierte Tat hindeuten könnte.
Der Verdacht: Ein gezielter Anschlag. Die Spurensicherung arbeitet mit Hochdruck, doch bislang hat sich niemand zu der Tat bekannt. In Griechenland sind solche Vorfälle nicht ungewöhnlich – immer wieder sorgen autonome Gruppen mit ähnlichen Attacken für Schlagzeilen. Sie verstehen ihre Aktionen häufig als Protest gegen politische und gesellschaftliche Missstände.
Brisant: Das Ziel des mutmaßlichen Anschlags war kein zufällig gewähltes. Hellenic Train steht seit einem verheerenden Zugunglück im Jahr 2023 unter massiver öffentlicher Kritik. Damals kamen 57 Menschen ums Leben, als ein Intercity-Zug frontal mit einem Güterzug kollidierte – ein Ereignis, das sich tief ins kollektive Gedächtnis Griechenlands eingebrannt hat. Noch immer dauern die Untersuchungen zu den Ursachen an. Angehörige der Opfer werfen dem Unternehmen grobe Fahrlässigkeit vor, auch die konservative Regierung geriet wegen des maroden Schienennetzes unter Druck.
Ob zwischen dem Attentat und der anhaltenden Wut über das Bahnunglück ein Zusammenhang besteht, bleibt zunächst Spekulation. Doch die Botschaft der Explosion – so viel steht fest – ist unüberhörbar. Die Behörden rufen zur Besonnenheit auf, während die Bevölkerung einmal mehr mit dem mulmigen Gefühl lebt, dass die urbane Sicherheit in Athen jederzeit ins Wanken geraten kann. (pv)
