Inmitten der funkelnden Ägäis, eingebettet zwischen den bekannteren Inseln Ios und Folegandros, liegt Sikinos – eine Insel, die trotz ihrer bescheidenen Größe von etwa 42 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von nur rund 280 Einwohnern eine Fülle an Geschichte, Kultur und unberührter Natur bietet.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos
Reisen – Die Ursprünge von Sikinos reichen tief in die Mythologie zurück. Einst als Oinoe, die „Insel des Weins“, bekannt, erhielt sie ihren heutigen Namen von Sikinos, dem Sohn der Nymphe Oinoe und König Thoas von Lemnos. Diese sagenhafte Verbindung zum Weinbau spiegelt sich in der antiken Bedeutung der Insel wider, die für ihren erlesenen Wein gerühmt wurde.

Historisch betrachtet war Sikinos seit mykenischer Zeit kontinuierlich besiedelt. Die antike Stadt Palaiokastro zeugt von dieser langen Geschichte. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte die Insel verschiedene Herrschaften: vom Attischen Seebund über die Ptolemäer und Makedonier bis hin zur römischen Eroberung, während der sie als Verbannungsort diente. Byzantiner, Venezianer und Osmanen hinterließen ebenfalls ihre Spuren, bevor Sikinos schließlich Teil des modernen Griechenlands wurde.
Die Hauptstadt Chora, oft auch Kastro genannt, thront majestätisch auf einer Klippe und besticht durch ihre weiß getünchten Häuser, engen Gassen und blühenden Innenhöfe. Ein besonderes Highlight ist die Kirche Pantanassa aus dem Jahr 1787, die mit ihrem vergoldeten Holzaltar beeindruckt. Nicht weit entfernt erhebt sich das Kloster Zoodochos Pigi aus dem Jahr 1690, das einst den Bewohnern Schutz vor Piraten bot und heute einen atemberaubenden Blick über das endlose Blau von Himmel und Meer gewährt.
Ein weiteres Juwel ist Episkopi im Südwesten der Insel. Ursprünglich als römisches Mausoleum im 3. Jahrhundert errichtet, wurde es später in eine christliche Kirche umgewandelt. Der Komplex umfasst die Kirche Kimisis tis Theotokou, die byzantinische Kapelle Agia Anna sowie verfallene Klosterzellen und zeugt von der Verschmelzung verschiedener Kulturen und Epochen.
Für Naturliebhaber bietet Sikinos zahlreiche Wanderwege, die zu versteckten Stränden wie Agios Panteleimonas und Maltas führen oder hinauf zur Kapelle Profitis Ilias auf dem höchsten Punkt der Insel, von wo aus sich ein unvergleichlicher Panoramablick eröffnet. Die Küstenlinie ist gesäumt von unberührten Stränden mit kristallklarem Wasser, die zum Verweilen einladen.
Trotz ihrer bescheidenen Infrastruktur strahlt Sikinos einen authentischen Charme aus, der Besucher in seinen Bann zieht. Die Insel ist ein Paradies für jene, die dem Trubel entfliehen und in die ursprüngliche Schönheit der Kykladen eintauchen möchten. (jk)

