Rom: Rosenregen im Pantheon und fast 2000 Jahre bewegte Geschichte

Mehr als 1700 Jahre konnte das zur Kirche umgeweihte Pantheon von sich behaupten die größte Kuppel der Welt zu besitzen, heute gilt es als eines der am besten erhaltenen Bauwerke der römischen Antike.
Von HB-Redakteurin Ebru Ataman

Rom/Italien – Die Kirche Santa Maria and Martyres ist „nur“ der offizielle Name der römisch-katholischen Kirche mitten in Rom. Bekannt jedoch wurde das antike Bauwerk unter dem Namen Pantheon, umgangssprachlich wird es ebenfalls als La Rotonda bezeichnet – ein Name der von der im Mittelalter genutzten Bezeichnung Sancta Maria Rotunda herrührt.
Seine Entstehung ist umstritten, ging man zunächst von Kaiser Hadrian als Bauherr aus, weisen jüngste Forschungsergebnisse auf einen Bau unter Hadrians Vorgänger, Kaiser Trajan, hin. Begonnen haben soll die Bauzeit 114 bis 119 n. Chr., die Fertigstellung soll zwischen 125 bis 128 n. Chr. liegen. Einhellig gehen die Forscher davon aus, dass Kaiser Hadrian das beeindruckende Gebäude eingeweiht hat. Heute ist das Pantheon ein beliebtes Touristenziel und gilt als eines der am besten erhaltenen Bauwerke der römischen Antike.

Foto: Hellas-Bote

Auf dem Gelände stand zuvor ein Tempel, den Konsul Agrippa nach seinem Sieg bei Actium zu Ehren seines Förderers Augustus hatte errichten lassen. Damals schon ein Rundbau, wurde dieser bei einem Feuer 80 n. Chr. beschädigt. Erbaut auf dem Marsfeld wurde das Pantheon vermutlich allen Göttern Roms geweiht. Zwar wurde es nach dem ersten Brand unter Kaiser Domitian restauriert, brannte aber im Jahr 110 durch einen Blitzschlag erneut ab. Anfang des fünften Jahrhunderts wurde der Tempelbetrieb unter Kaiser Honorius eingestellt, im Jahre 608 dann schenkte Kaiser Phokas den Tempel, der zu dieser Zeit bereits Pantheon genannt wird, Papst Bonifatius den IV. Vermutlich am 13. Mai des Jahres 609 wandelte dieser das Gebäude in eine Kirche um. Er weihte sie der heiligen Maria und allen christlichen Märtyrern, noch heute werden vor allen an hohen Feiertagen hier Messen gefeiert.

Foto: Hellas-Bote

Ab dem 16. Jahrhundert wurde das Pantheon zur Grabeskirche bedeutender Persönlichkeiten, darunter auch das italienische Königshaus. Ebenfalls im 15. und 16. Jahrhundert entstand der heutige Vorplatz, die Piazza della Rotonda, durch eine Ebnung des Geländes. Das Gebäude selbst besteht aus zwei Hauptelementen: einem Vordach mit rechteckigem Grundriss, sowie einem überkuppelten Zentralbau. Gemessen am Innendurchmesser galt diese Kuppel mehr als 1700 Jahre lang als die größte Kuppel der Welt – 43,5 Meter im Durchmesser.

Ursprünglich mit vergoldeten Bronzeplatten verkleidet, ließ der oströmische Kaiser Konstans II. im Jahr 663 die Kuppelverkleidung abnehmen, um sie nach Konstantinopel transportieren zu lassen. Papst Gregor III. ließ 735 eine Bleiverdachung aufbringen. Im 17. Jahrhundert wurde das Gebäude um weitere Bronzeplatten erleichtert. Papst Urban VIII. (aus der Familie der Barberini) ließ zum Erschrecken der Bürger die Platten am Vorbau entfernen, um daraus größtenteils 80 Kanonen für die Engelsburg entstehen zu lassen, ein weiterer Teil diente dem Aufbau des Ziboriums im Petersdom. Aufgrund dieser Tat entstand das Sprichwort „Quod non fecerunt barbari, fecerunt Barberini“ – „Was die Barbaren nicht schafften, das schafften die Barberini“.

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Kein Geheimtipp mehr, aber ein besonderes Erlebnis ist der Gottesdienst im Pantheon an Pfingsten. Die Messe beginnt um 10:30 Uhr, aber um diese Uhrzeit ist es schon so voll, dass niemand mehr herein kommt. Gute zwei Stunden vorher muss man sich anstellen um noch einen der begehrten Plätze zu erhaschen.

Das liegt daran, dass der Gottesdienst an Pfingsten einen magischen Moment mit sich bringt, wenn durch das Loch der fast 2000 Jahre alten Kuppel 40.000 rote Rosenblätter als Symbol des Heiligen Geistes zum Boden gleiten. In großen Tüten werden diese von Feuerwehrleuten auf das Dach gebracht und am Ende des Gottesdienstes durch den Oculus in das Pantheon geschüttet. Eine Tradition, die lange vergessen wurde, aber seit 1995 in jedem Jahr hunderte von Touristen und Einwohner anzieht. (ea)

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