Pula entdecken – wo Sardinien Geschichte atmet und das Leben tanzt

Es gibt Orte, die man besucht – und solche, die man erlebt. Pula im Süden Sardiniens gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Schon beim Ankommen weht einem ein Hauch von Vergangenheit entgegen: Die salzige Meeresluft vermischt sich mit dem Duft von Pinien und Jasmin, während irgendwo ein leises Klirren von Geschirr aus einer versteckten Trattoria ertönt. Pula ist kein Ort der großen Gesten – aber einer, der tief berührt.
Von HB-Redakteur Dietmar Thelen

Weltweit/Sardinien – Die Gemeinde zählt nur rund 7.000 Einwohner, wirkt aber vor allem in der warmen Jahreszeit wie das lebendige Herz der Region. Vor allem abends, wenn sich die Gassen der Altstadt langsam mit Leben füllen, scheint Pula aufzublühen. Auf der Piazza kommen Einheimische und Reisende zusammen, es wird musiziert, gelacht und flaniert. Kleine Boutiquen, Cafés und Handwerksläden säumen die schmalen Straßen, und immer wieder öffnet sich der Blick in grüne Innenhöfe und auf mit Bougainvillea überwucherte Fassaden.

Foto: Hellas-Bote

Doch die eigentliche Sensation liegt nur wenige Kilometer entfernt: Nora – eine versunkene Welt zwischen Himmel und Meer. Diese antike Siedlung, teils noch immer unter Wasser verborgen, ist ein Muss für Kulturreisende. Zwischen Tempelresten, Badeanlagen und einem Amphitheater, das einst 1.000 Zuschauer fasste, spürt man den Geist vergangener Jahrtausende. Besonders beeindruckend sind die Bodenmosaike mit Meeresmotiven, die von der engen Verbindung der Stadt zum Mittelmeer erzählen.

Wer Nora besucht, sollte unbedingt auch einen Abstecher zur Chiesa di Sant’Efisio machen. Diese kleine Kirche liegt nur einen Steinwurf entfernt direkt am Wasser und ist nicht nur spirituell bedeutsam, sondern auch Schauplatz einer der größten religiösen Prozessionen Sardiniens: Jedes Jahr im Mai tragen Pilger die Statue des Heiligen von Cagliari hierher – ein bewegendes Spektakel, das tiefe Einblicke in sardische Kulturtraditionen bietet.

Foto: Hellas-Bote

Neben Geschichte und Glauben kommt in Pula aber auch der Genuss nicht zu kurz. Ob fangfrische Meeresfrüchte in einer rustikalen Osteria, ein Glas Cannonau bei Sonnenuntergang oder hausgemachtes Eis mit Pistazien aus dem Hinterland – hier schmeckt Sardinien ursprünglich und unverfälscht.

Wen es hinaus in die Natur zieht, der findet rund um Pula eine Fülle von Möglichkeiten: Kajaktouren durch das ruhige Wasser der Nora-Lagune, Wanderungen entlang der Küstenlinie oder entspannte Tage an Stränden wie Porto Columbu, Spiaggia dei Fichi oder dem nur wenige Kilometer entfernten Su Giudeu bei Chia – jeder Abschnitt der Küste scheint eine neue Postkarte zu sein.

Und genau das macht Pula so besonders: Es ist dieser seltene Mix aus Geschichte und Gegenwart, Kultur und Natur, Tiefe und Leichtigkeit. Ein Ort, an dem die Zeit langsamer zu vergehen scheint – nicht weil es nichts zu tun gäbe, sondern weil man nichts davon verpassen möchte. (dt)

Foto: Hellas-Bote