Plaza de la Candelaria – das historische Herz von Cádiz

Im pulsierenden Zentrum der andalusischen Stadt Cádiz liegt ein Ort, an dem Geschichte, Kunst und urbanes Leben zu einer faszinierenden Einheit verschmelzen: die Plaza de la Candelaria. Dieser charmante Platz, einer der ältesten und zugleich bedeutendsten der Stadt, erzählt die bewegte Geschichte von Cádiz – einer Stadt, die sich zwischen Meer und Jahrhunderten bewegt.
Von HB-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz

Weltweit/Magazin – Die Plaza de la Candelaria entstand aus einem kleinen Platz, der einst vor dem Kloster der Candelaria lag, das 1567 erbaut und 1680 nach einem Brand wiederaufgebaut wurde. Als das Kloster 1873 abgerissen wurde, öffnete sich der Raum für eine Neugestaltung, die dem modernen Cádiz ein neues Herz schenkte. Der Platz wurde vergrößert und erhielt im Laufe der Jahrzehnte seine heutige Form – fast rechteckig, umgeben von eleganten Bürgerhäusern, schattenspendenden Bäumen und kleinen Cafés, in denen das Leben der Stadt in aller Ruhe vorbeizieht.

Foto: Hellas-Bote

Das Herzstück des Platzes ist das imposante Denkmal für Emilio Castelar, das 1906 von dem Bildhauer Eduardo Barrón geschaffen wurde. Castelar, ein bedeutender Redner und Präsident der Ersten Spanischen Republik, verkörpert in Bronze den Geist des Liberalismus und der Freiheit. Sein Denkmal erhebt sich auf einem steinernen Sockel, flankiert von allegorischen Figuren, die seine Ideale symbolisieren. Das Monument zieht Besucher ebenso an wie Einheimische, die hier im Schatten der Geschichte verweilen.

Doch nicht nur Castelar prägt die Atmosphäre der Plaza de la Candelaria. Besonders eindrucksvoll ist die Skulpturengruppe „Die vier Jahreszeiten“, die mit ihrer klassischen Eleganz die Harmonie und Ästhetik des 18. Jahrhunderts widerspiegelt. Jede der Figuren – aus feinstem weißen Marmor gefertigt – verkörpert eine Jahreszeit in Form mythologischer Gestalten: Flora, die Göttin des Frühlings, trägt Blumen und symbolisiert Neubeginn und Lebendigkeit. Ceres, die Göttin des Sommers, hält Ähren in den Händen, Sinnbild für Fruchtbarkeit und Überfluss. Der Herbst zeigt sich als junger Mann mit Weintrauben und Weinlaub, während der Winter als älterer, bärtiger Mann mit Kapuze dargestellt ist – ein Sinnbild der Ruhe und der Vergänglichkeit.

Foto: Hellas-Bote

Diese Statuen, auf viereckigen Sockeln ruhend, verleihen dem Platz eine feierliche, fast museale Stimmung. Sie wurden zu Beginn des 21. Jahrhunderts restauriert und 2009 an ihren angestammten Platz zurückgebracht. Eine kleine Anekdote sorgt bis heute für Gesprächsstoff unter den Bewohnern: Nach der Restaurierung glaubte man, eine Statue sei vertauscht worden – doch schließlich stellte sich heraus, dass alle Figuren korrekt aufgestellt waren. Heute stehen sie in einer klaren Reihenfolge, beginnend mit der Primavera an der Calle Sacramento, gefolgt von Verano, Otoño und Invierno, im Uhrzeigersinn um den Platz.

Der Platz selbst ist ein Kunstwerk aus Licht und Stein. In seinem Zentrum plätschert ein weißer Marmorboden-Brunnen, geschmückt mit kunstvollen Reliefs von Fischen und Löwenköpfen. Dieses Wasserspiel verleiht der Plaza einen Hauch von mediterraner Leichtigkeit, besonders in den heißen Sommermonaten, wenn Kinder am Beckenrand spielen und Touristen in den umliegenden Cafés verweilen.

Ein weiteres charmantes Detail ist das Mosaik, das den Punkt 4 der Fermín-Salvochea-Route markiert – ein Rundgang durch Cádiz, der dem legendären Bürgermeister und Sozialreformer gewidmet ist. Diese kleine, fast unauffällige Einlage aus bunten Steinen verbindet die Plaza mit der reichen politischen und kulturellen Geschichte der Stadt.

Die Plaza de la Candelaria ist heute weit mehr als ein architektonisches Denkmal. Sie ist ein lebendiger Treffpunkt, ein Ort der Begegnung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Morgens, wenn die Sonne über die Dächer der Altstadt steigt, füllen sich die Tische mit Einheimischen, die ihren Kaffee trinken und Zeitung lesen. Mittags durchweht der Duft von gebratenem Fisch und salziger Meeresluft die Arkaden, während am Abend Musiker und Straßenkünstler für eine unvergleichliche Atmosphäre sorgen.

Die Geschichte der Plaza de la Candelaria spiegelt die Entwicklung von Cádiz selbst wider – von einer religiösen Stätte über einen Ort der Aufklärung bis hin zu einem Symbol für das moderne, offene Andalusien. Hier verweben sich Architektur, Kunst und Alltag zu einem einzigartigen Panorama, das Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht. Ein Spaziergang über die Plaza de la Candelaria ist wie eine Reise durch die Zeit: zwischen alten Klostermauern, republikanischen Idealen, klassischer Skulpturenkunst und dem unverwechselbaren Rhythmus des südspanischen Lebens. Wer Cádiz wirklich verstehen will, sollte hier verweilen – wo Geschichte nicht im Museum, sondern mitten im Leben zu Hause ist. (cs)

Foto: Hellas-Bote