Phidias und die Geburt der Unsterblichkeit

In der goldenen Ära des antiken Griechenlands, als die Götter noch in Marmor und Elfenbein atmeten, erhob sich ein Künstler, dessen Name bis heute in den Hallen der Ewigkeit widerhallt: Phidias. Geboren um 500 v. Chr., war er nicht nur Bildhauer, sondern ein Visionär, der die Grenzen der Kunst sprengte und den Göttern ein Gesicht gab, das die Menschheit nie vergessen sollte.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos

Geschichte – Seine Reise begann mit der Athena in Pellene, einem Standbild aus Gold und Elfenbein, das um 465 v. Chr. entstand. Es war ein frühes Zeugnis seines Könnens, das die Göttin in majestätischer Pracht zeigte. Doch Phidias wahre Meisterschaft offenbarte sich in der Athena Parthenos, einer 11,5 Meter hohen Statue, die im Parthenon auf der Akropolis von Athen thronte. Mit etwa 1000 Kilogramm Gold und fein gearbeitetem Elfenbein schuf er ein Abbild der Göttin, das nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seine Detailverliebtheit beeindruckte. Der Schild der Athena zeigte den Kampf der Athener gegen die Amazonen, ein Symbol für den Triumph der Zivilisation über das Chaos.

Doch Phidias Genie beschränkte sich nicht nur auf Athen. In Olympia erschuf er die Zeus-Statue, ein weiteres Meisterwerk in Chryselephantin-Technik. Diese Statue, etwa 12 Meter hoch, zeigte den Göttervater in erhabener Ruhe, mit einem Gesichtsausdruck, der sowohl Macht als auch Milde ausstrahlte. Die Statue war so beeindruckend, dass sie zu einem der Sieben Weltwunder der Antike erklärt wurde. Archäologische Funde in Olympia, darunter Werkzeuge und ein Keramikbecher mit der Inschrift „Φειδίου εἰμί“ („Ich gehöre Phidias“), bestätigen seine Präsenz und Arbeit vor Ort.

Phidias war nicht nur ein Künstler, sondern auch ein enger Vertrauter des Staatsmannes Perikles. Seine Rolle bei der Gestaltung des Skulpturenschmucks des Parthenon war bedeutend. Während einige Forscher glauben, dass er das gesamte Programm der Bilder entwarf, sind sich andere einig, dass er zumindest eine Vermittlerrolle zwischen den verschiedenen Bildhauern einnahm. Seine Vision prägte das Erscheinungsbild der Akropolis und damit das kulturelle Selbstverständnis Athens.

Doch der Ruhm brachte auch Neid und Intrigen. Phidias wurde beschuldigt, Gold von der Athena-Statue unterschlagen zu haben, und später der Gotteslästerung bezichtigt, weil er angeblich sein eigenes Bild auf dem Schild der Göttin verewigt hatte. Diese Anschuldigungen führten zu seiner Inhaftierung, wo er schließlich verstarb. Sein Tod markierte das Ende eines goldenen Zeitalters der Kunst, doch sein Vermächtnis lebt weiter.

Heute erinnern zahlreiche römische Kopien an seine Werke, und in Nashville, Tennessee, steht eine maßstabsgetreue Nachbildung des Parthenon mit einer Replik der Athena Parthenos. Phidias‘ Einfluss auf die Kunst ist unermesslich, und seine Werke bleiben ein Zeugnis für die Fähigkeit des Menschen, das Göttliche in Form zu gießen. (jk)

Foto: Yair-haklai, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org