„Park der Seelen“: Kunst und Geschichte auf dem Gipfel des Parnitha

Hoch oben auf dem Berg Parnitha, nördlich von Athen, erhebt sich ein Ort, der die Spuren einer bewegenden Vergangenheit mit eindringlicher Kunst verbindet. Hier, auf dem Gelände eines verlassenen Sanatoriums, erzählen die verkohlten Baumstämme eines verbrannten Waldes und kunstvoll geschnitzte Holzskulpturen die Geschichten von Leid, Hoffnung und Naturkatastrophen.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler

Athen – Das Sanatorium von Parnitha, einst ein Symbol des medizinischen Fortschritts, wurde in den 1930er Jahren gegründet, als Tuberkulose Griechenland heimsuchte und unzählige Leben forderte. Der frische Wind und die klare Bergluft sollten den Kranken Linderung bringen. Doch mit den medizinischen Durchbrüchen der 1940er und 50er Jahre schwand die Bedeutung der Einrichtung. Später diente das Gebäude als Hotel und Bildungseinrichtung, bis es Mitte der 1980er Jahre endgültig aufgegeben wurde.

Im Sommer 2007 wurde der Berg Parnitha von einem verheerenden Waldbrand heimgesucht, der 38.000 Hektar unberührter Natur zerstörte und das Gebiet rund um das Sanatorium in einer trostlosen Landschaft aus Asche verwandelte. Doch aus dieser Tragödie erwuchs eine neue Vision: Der „Park der Seelen“.

Der griechische Bildhauer Spyridon Dassiotis nahm sich den Platz gegenüber der verlassenen Einrichtung vor, um den toten Baumstämmen neues Leben einzuhauchen. Mit seiner Kettensäge schuf er 20 ausdrucksstarke Holzskulpturen, die wie stumme Zeugen des Schicksals der einstigen Patienten und die zerstörerische Kraft des Feuers verkörpern. Die Figuren – manche in melancholischer Haltung, andere mit erhobenen Armen wie in einem stummen Schrei – spiegeln die Gefühle von Isolation, Hoffnung und Verlust wider, die die Mauern des Sanatoriums und die verkohlte Landschaft durchziehen.

Heute zieht der „Park der Seelen“ Besucher aus aller Welt an, die die außergewöhnliche Verbindung von Kunst und Geschichte erleben möchten. Der Ort lädt nicht nur zum Nachdenken über die Tragödien der Vergangenheit ein, sondern symbolisiert auch die widerstandsfähige Kraft der menschlichen Kreativität. Hier, inmitten der Wunden der Geschichte, wird das Vergangene bewahrt – und die Schönheit eines Neubeginns gefeiert. (sk)

Foto: Γιάννης Αδαμόπουλος/Pixabay

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert