Paleo Trikeri – Insel der Stille und Spiritualität: Die Heilige Kirche Agios Ioannis als Wahrzeichen einer bewegten Geschichte

Paleo Trikeri, eine kleine und fast vergessene Insel im Pagasitischen Golf, am Fuße der Pilio-Halbinsel in der griechischen Region Thessalien, ist ein Ort von seltener Ruhe und mystischer Ausstrahlung. Mit einer Größe von nur wenigen Quadratkilometern, scheint die Zeit hier stillzustehen. Ihre Geschichte, geprägt von mythologischen Legenden, christlichen Traditionen und dramatischen Momenten der jüngeren griechischen Vergangenheit, ist jedoch alles andere als still.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Pilio/Thessalien – Eine der spirituellen Besonderheiten der Insel ist die im Jahr 1786 erbaute Heilige Kirche Agios Ioannis, die sich in unmittelbarer Nähe des Hafens von Paleo Trikeri befindet. Diese Kirche, dem Heiligen Johannes gewidmet, steht sinnbildlich für die tiefe Verbundenheit der Inselbewohner mit ihrem Glauben und ihrer Geschichte. Mit ihren weißen Mauern und dem traditionellen byzantinischen Architekturstil ist sie ein wichtiger Anlaufpunkt sowohl für die wenigen verbliebenen Inselbewohner als auch für Pilger aus der Region.

Die Geschichte von Paleo Trikeri ist reich an Mythen und historischen Ereignissen. Der Sage nach landeten einst die Argonauten auf der Insel, um ihr berühmtes Schiff, die Argo, neu zu verpechen. Dieser mythologische Bezug verleiht der Insel eine mystische Aura, die bis heute spürbar ist.

Foto: Hellas-Bote

Im Laufe der Zeit entwickelte sich Paleo Trikeri zu einem christlichen Zentrum, dessen Bedeutung durch die Gründung mehrerer Kirchen und eines Klosters unterstrichen wurde. Neben der Kirche Agios Ioannis sind noch vier weitere Kirchen auf der Insel erhalten, darunter das Kloster Panaghia Evangelistria als religiöser Hauptort, das jedoch nie Mönche beherbergte, sondern als Unterkunft für Olivenpflückerinnen während des Osmanischen Reichs diente. Das Kloster spielt eine bedeuende Rolle bei den religiösen Feierlichkeiten auf der Insel, insbesondere im September, wenn sich Gläubige versammeln, um eine wundertätige Ikone zu verehren, die der Legende nach auf Paleo Trikeri gefunden wurde. Es wird erzählt, dass diese Ikone göttlichen Schutz gewährt, weshalb jedes Jahr am 9. September auf den 10. September ein großes Fest zu Ehren der Ikone stattfindet.

Die dunklen Kapitel der Inselgeschichte begannen im 20. Jahrhundert. Im Zweiten Balkankrieg wurde die fast unbewohnte Insel 1913 zu einem Lager für bulgarische Kriegsgefangene. Tausende Bulgaren, darunter Zivilisten und Soldaten, wurden unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten. Es mangelte an Nahrung, Wasser und jeglicher Infrastruktur. Im Zuge des griechischen Bürgerkrieges diente Paleo Trikeri später erneut als Internierungslager, diesmal für Frauen und Kinder, die als Sympathisanten der linken Volksfront galten.

Foto: Hellas-Bote

Trotz ihrer bewegten Vergangenheit ist Paleo Trikeri heute ein Ort des Friedens und der Abgeschiedenheit. Es gibt keine Autos und keine Straßen – der Verkehr beschränkt sich auf Maultiere, die den Müll abtransportieren. Die Insel ist ein Paradies für Naturliebhaber, die Ruhe und eine unberührte Umgebung suchen. Von Olivenhainen dominiert, bietet sie in den Sommermonaten eine kleine Fluchtmöglichkeit vom Trubel des Festlands. Ein regelmäßiger Fährverkehr verbindet die Insel mit dem Festlandort Alogoporos, von wo aus Besucher den kurzen Weg zur Kirche Agios Ioannis und den zwei Tavernen am Hafen finden.

Nördlich von Paleo Trikeri liegen drei unbewohnte Eilande, Pythou, Strongyli und Psathou, die das maritime Bild der Region vervollständigen. Diese kleinen Inseln sind wie Paleo Trikeri nahezu unberührt und bieten ein einzigartiges Naturerlebnis. (mv)

Foto: Hellas-Bote