Kreta, eines der beliebtesten Reiseziele im Mittelmeerraum, bereitet sich auf einen bahnbrechenden Fortschritt in der Luftfahrtinfrastruktur vor. Der neue internationale Flughafen in Kastelli, etwa 35 Kilometer südöstlich der Inselhauptstadt Heraklion gelegen, wird schon bald den in die Jahre gekommenen „Nikos Kazantzakis“-Flughafen ersetzen und eine bedeutende Rolle im griechischen Luftverkehr spielen.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler
Aktuell – Der Neubau in Kastelli, der der zweitgrößte Flughafen Griechenlands wird, ist eine Reaktion auf den zunehmenden Druck, den der stetig wachsende Tourismus auf die bestehende Infrastruktur ausübt. Schon im Jahr 2023 konnte der alte Flughafen Heraklion einen Rekord von 9,2 Millionen Passagieren verzeichnen, obwohl er längst seine Kapazitätsgrenzen überschritten hat. Der neue Flughafen wird bei Betriebsbeginn rund 10 Millionen Passagiere jährlich abfertigen können – mit der Option, diese Zahl in Zukunft auf 18 Millionen zu steigern. Damit soll das chronische Problem des hohen Passagieraufkommens, das die Nennkapazität des bestehenden Flughafens in den Sommermonaten um bis zu 60 % übersteigt, endgültig gelöst werden.
Der Flughafen Kastelli wird nicht nur in puncto Kapazität und Technik, sondern auch in Sachen Umweltbewusstsein neue Maßstäbe setzen. Als „grüner Flughafen“ wird er über eine eigene Energieerzeugung verfügen und den Fokus auf die Reduktion seines CO2-Fußabdrucks legen. Modernste Technologien und innovative Anwendungen sollen zum Einsatz kommen, um den Flughafen so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Biometrische und automatische Kontrollverfahren garantieren nicht nur Sicherheit, sondern auch Effizienz. Der neue Airport wird dabei höchsten internationalen Standards gerecht und orientiert sich an den Spezifikationen anerkannter Organisationen wie dem Airport Service Quality (ACI ASQ) und der International Air Transport Association (IATA).
Auf einer Fläche von 94.000 Quadratmetern wird der Flughafenkomplex über 19 Flugsteige verfügen, von denen acht sowohl für Flüge innerhalb als auch außerhalb des Schengen-Raums genutzt werden. Auf den acht Ebenen des Terminals wird es eine Vielzahl von Einrichtungen für Passagiere geben, darunter Unterhaltungs-, Erholungs- und Verpflegungsmöglichkeiten, Gebetsräume sowie Säuglings- und Mutterschaftsbetreuungseinrichtungen. Ein Busbahnhof und weitere öffentliche Verkehrsmittel sorgen für eine nahtlose Anbindung.
Der Standort Kastelli ist strategisch günstig gelegen und soll die wirtschaftliche Entwicklung Kretas weiter vorantreiben. Die erste große Straßenverbindung zwischen Nord- und Südkreta wird parallel zum Bau des Flughafens realisiert. Über eine neue Autobahn wird der Airport in nur 25 Minuten von Heraklion aus erreichbar sein. Zudem wird die Infrastruktur des Flughafens die Zugänglichkeit zu den südlichen Regionen der Insel verbessern und neue wirtschaftliche Perspektiven schaffen.
Eine besondere Herausforderung beim Bau des Flughafens war die Entdeckung einer bedeutenden archäologischen Stätte aus der minoischen Zeit, genau an dem Ort, an dem der Radarturm des neuen Flughafens geplant war. Diese historische Entdeckung unterstreicht die reiche kulturelle Vergangenheit Kretas und führte zu einer Neupositionierung des Turms, ohne jedoch den Baufortschritt zu beeinträchtigen. Die griechische Regierung gab im März 2024 bekannt, dass der Bau des Flughafens bereits zu 35 % abgeschlossen sei. Der Probebetrieb ist für August 2026 vorgesehen, und die offizielle Inbetriebnahme soll im Februar 2027 erfolgen.
Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen während und nach der Bauphase wird der neue Flughafen auch eine wichtige Rolle in der regionalen und nationalen Wirtschaft spielen. Mit seiner Kapazität, jährlich bis zu 18 Millionen Fluggäste zu befördern, wird der Flughafen nicht nur die Tourismusbranche auf Kreta stärken, sondern auch Griechenland als eines der Hauptreiseziele im Mittelmeerraum weiter etablieren. (sk)