Wo heute die beeindruckende Metropolitankirche der Heiligen Jungfrau Maria in Chania an der Nordwestküste der griechischen Insel Kreta ihren Schatten auf den Athinagora-Platz wirft, stand bereits im frühen 11. Jahrhundert ein Gotteshaus – doch die Geschichte war nicht gnädig mit der ersten Weihestätte.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
#Kreta/Chania – Wer heute die Trimartiri-Kirche besucht, die auch als Metropolitankirche der Heiligen Jungfrau Maria bekannt ist, der erkennt nicht mehr, dass er ein venezianisches Lagerhaus und eine osmanische Seifenfabrik betritt. Nicht selten reihen sich im Laufe der Geschichte verschiedene Nutzungen aneinander – so lohnt es sich inne zu halten auf dem Athinagora-Platz von Chania. Dort nämlich stand bereits im frühen 11. Jahrhundert eine kleine Kirche, die Mariä Tempelgang (Mariä Opferung) geweiht war.
Die Venezianer jedoch rissen die Kirche ab und bauten an ihrer Stelle ein Lagerhaus, welches nach 1695 von den Osmanen nach der Eroberung Kretas übernommen wurde. Aus dem Lagerhaus wurde eine Seifenfabrik, die noch bis 1850 betrieben wurde. Dann spendeten die türkischen Behörden das Gebäude der christlichen Gemeinschaft von Chania, die begann das Bauwerk in eine Kirche umzuwandeln. Elf Jahre lang dauerten die Arbeiten, bis die Kirche 1861 vom Bischof von Cydonia eingeweiht wurde. Mit dem Bau eines Bischofshauses wurde die Kirche zudem zur Kathedrale der damaligen Hauptstadt.
Interessant ist der Umstand, dass das dem Heiligen Nikolaus geweihte Nordschiff der heutigen Metropolitankirche (Pl. Athinagora, Chania 731 32, Kreta, Griechenland) die Dominikanerkirche St. Nikolaus im Stadtteil Splanzia ersetzte, welches von den Osmanen in eine Moschee umgewandelt worden war.
Die Kirche selbst besteht aus drei Schiffen, die den drei Hierarchen (Südschiff), der Jungfrau Maria (Mittelschiff) und dem Heiligen Nikolaus (Nordschiff) gewidmet sind. Die Fresken der Heiligen Peter und Paul über der Ikonostase des Mittelschiffes kreierte der Maler Kokotsis, in der Kuppel über dem Heiligtum sind Kunstwerke des Malers Nikos Giannakakis zu bewundern. Zudem beheimatet die Kirche Ikonen bekannter kretischer Ikonenmaler aus dem 19. Jahrhundert, darunter Ioannis Stais, Antonios Revelakis, Antonios Vivilakis und E. Triolitakis. Im Eingangsbereich wurde zudem eine Ikone installiert, die aus der ersten Kirche gerettet und die in der Kirche von Chania aufbewahrt wurde.
Beschädigt im Griechisch-Türkischen Krieg im Jahre 1897 wurde die Kathedrale mit der finanziellen Unterstützung des russischen Zaren restauriert, von dem auch die Glocke stammt. Gefeiert wird das Fest der Darstellung der Jungfrau Maria am 21. November. Der Tag ist ein offizieller Feiertag seit einem Dekret aus dem Jahre 1956, welches auf einen königlichen Erlass aus Oktober 1947 zurückgeht. (mv)