Mit dem „Kardinal-O-Mat“ bringen zwei Tüftler das vatikanische Machtspiel auf den Bildschirm – zwischen Spaß, Spiritualität und Skepsis.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler
Magazin – Rom wählt im Mai – aber der Großteil der Gläubigen schaut dabei nur zu. Kein Stimmrecht, keine Stimme. Doch jetzt können zumindest digital alle mitmischen: Mit dem „Kardinal-O-Mat“, einem Online-Tool, das auf spielerische Weise herausfindet, welcher Kardinal am besten zur eigenen Haltung passt – und damit auch: wen man selbst zum Papst wählen würde.
Gleich zwei Versionen des Tools sind derzeit online – entwickelt von zwei jungen Machern, unabhängig voneinander. Der Schweizer Student Luca Naudszus und der niedersächsische Webentwickler Tim Kneisel haben fast zeitgleich je einen „Kardinal-O-Mat“ programmiert. Beide folgen dem Prinzip des Wahl-O-Maten: Man positioniert sich zu kirchenpolitischen Fragen, etwa zum Pflichtzölibat oder zur Ökumene – und bekommt am Ende angezeigt, welche Kardinäle einem am meisten entsprechen.
Die Idee trifft einen Nerv: Zwischen Glaubenskrise und Kirchenkrise wächst das Bedürfnis, sich stärker mit kirchlicher Machtverteilung auseinanderzusetzen – auch jenseits theologischer Fachkreise. Der Kardinal-O-Mat bietet einen niedrigschwelligen Zugang. Doch der ist nicht ohne Tücken.
Denn die Datenlage beider Tools basiert auf dem „College of Cardinals Report“, einer Seite des konservativen US-Verlags Sophia Institute Press, der dem Kurs von Papst Franziskus kritisch gegenübersteht. Manche sprechen deshalb von einem verzerrten Bild, das eher traditionalistische Positionen überbetont. Eine offizielle Bewertung von Kirchenkreisen steht aus. Die Idee jedenfalls ist geboren – und könnte Schule machen: Der Papst zum Anklicken, als Fingerzeig aus dem Volk.
Wer selbst in die Rolle eines wählenden Kardinals schlüpfen möchte, findet den Kardinal-O-Mat unter kardinalomat.de und kardinal-o-mat.de. (sk)
