In Drakia können Besucher in grausame Vergangenheit und unberührte Natur eintauchen

Grausame Vergangenheit und unberührte, traumhafte Natur … gegensätzlicher könnte diese Vorstellung wohl kaum sein. Im Jahr 2000 wurde das Dorf Drakia auf dem Pilion als Märtyrerdorf anerkannt. Noch heute wird einem dunklen Fleck in der Geschichte gedacht, doch das Dörfchen auf rund 500 Metern über dem Meeresspiegel hat viel mehr zu bieten.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Pilion – Rund 17 km östlich von Volos und über das Küstendorf Agria erreichen Besucher nach vielen, sich windenden Serpentinen das Märtyrerdorf Drakia (Drákeia) auf der thessalischen Pilionhalbinsel. Gegründet wurde es wahrscheinlich im 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts, erste Erwähnungen können auf 1520 und 1640 zurückdatiert werden. Seinen Platz in der griechischen Geschichte fand Drakia jedoch aufgrund eines Massakers während des zweiten Weltkrieges, weshalb es im Jahre 2000 auch als Märtyrerdorf offiziell anerkannt wurde.

Foto: Hellas-Bote

Ein Ereignis, welches sich am 18. Dezember 1943 tief in die Geschichte brannte, als SS-Soldaten 118 Männer im Rahmen von Vergeltungsmaßnahmen gegen Partisanen des griechischen Widerstandes während der Besatzung töteten. Ausgelöst wurde das Massaker von der Tötung zweier deutscher Soldaten. Noch heute wird jährlich eine Totenwache in Erinnerung an die Opfer begangen, an der auch Mitglieder des griechischen Parlaments teilnehmen.

Erst am 16. Januar 2022 starb der letzte Überlebende, Stavros Zerbinos, im Alter von 92 Jahren. Er erinnerte sich noch gut an die „Sühnemaßnahme“ der deutschen Besatzer, die das Dorf fünf Tage nach dem Massaker von Kalavryta unerwartet traf. Am Tag zuvor hatten griechische Partisanen zwei deutsche Soldaten getötet, weshalb die deutschen Wehrkräfte am 18. Dezember 1943 im örtlichen Café alle Männer festhielten, die sie dort fanden. In der Nacht ließen die Soldaten sieben Jungen unter 15 Jahren frei, einer davon war Stavros Zerbinos. Am Morgen fielen die Schüsse in der Nähe eines Baches am Rande des Dorfes.

Foto: Hellas-Bote

Heute sind die Einwohner hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig. Oliven-, Apfel- und Birnenbäume rahmen Drakia ein, welches aus zwei Dorfplätzen besteht. Auf dem Dorfplatz von Thysia mit der Kirche Agios Nikolaos überragt eine große Platane den Platz und einen Brunnen … und lädt zum Verweilen ein. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt ebenfalls das Herrenhaus Triantáfyllos mit Wandmalereien aus dem 18. Jahrhundert und einem Museum, sowie die Kirche Agios Spyrídonas mit einer beeindruckenden Ikonenwand. (mv)

Gedenkstätte für die Opfer in Drakia – Foto: Hellas-Bote