Im Schatten des Olivenhains – Eine griechische Universität zwischen Antike und Aufbruch

Wo einst Philosophen unter dem Schatten uralter Olivenbäume das Denken lehrten, erhebt sich heute eine Bildungsinstitution, die die Brücke zwischen dem Erbe der Antike und den Herausforderungen der Gegenwart schlägt: die Universität West-Attika, oder wie sie auf Griechisch heißt, το Πανεπιστήμιο Δυτικής Αττικής.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler

Aktuell – Eingebettet in das kulturelle Herz Griechenlands, unweit der historischen Tempel, der Agora und des Pnyx, trägt sie die Spuren einer langen intellektuellen Tradition und schreibt zugleich ihre eigene Geschichte in das Buch der Zeit.

Die Universität West-Attika entstand im Jahr 2018, doch ihre Wurzeln reichen weit zurück – nicht nur in die griechische Bildungsgeschichte des 20. Jahrhunderts, sondern auch in das ideelle Fundament, das einst von Denkergrößen wie Sokrates, Platon und Aristoteles gelegt wurde. Ihr heutiges Gesicht ist das Ergebnis einer Vereinigung von drei bedeutenden Institutionen: dem Technologischen Bildungsinstitut Athen, dem Technologischen Bildungsinstitut Piräus und der Nationalen Schule für öffentliche Gesundheit, die bereits 1929 unter der visionären Führung von Eleftherios Venizelos gegründet wurde – ein Jahr, das in der griechischen Geschichte als Wendepunkt für soziale Reformen und nationale Modernisierung steht.

Die Hochschule ist nicht nur ein Ort der Wissenschaft, sondern ein Spiegelbild der griechischen Gesellschaft im Wandel. Mit über 57.800 Studierenden im Grundstudium, mehr als 5.500 in postgradualen Programmen und 780 angehenden Doktoranden gehört die UNIWA zu den größten Universitäten Griechenlands. Ihre sechs Fakultäten – von der Schule für öffentliche Gesundheit über Ingenieurwissenschaften bis hin zu angewandter Kunst und Kultur – bieten ein interdisziplinäres Bildungsangebot, das nicht nur auf akademische Exzellenz abzielt, sondern auch auf gesellschaftliche Relevanz.

Besonders symbolträchtig ist der Campus im antiken Olivenhain, einem Ort, der nicht nur geographisch, sondern auch geistig mit der griechischen Antike verbunden ist. Die Olive – Sinnbild des Friedens, der Weisheit und der Beständigkeit – wurde der Sage nach von der Göttin Athene als Geschenk an die Stadt Athen überreicht. Heute wachsen unter diesen Bäumen junge Geister heran, die bereit sind, neue Wege zu beschreiten – in Wissenschaft, Forschung und Innovation.

Auch der Standort Egaleo-Park steht nicht zufällig auf historischem Grund. Der Bezirk Egaleo war einst Teil des antiken Demos der Leontiden, einer Verwaltungsregion des klassischen Athen, und ist heute ein vitaler Knotenpunkt für akademische Infrastruktur. Die Entwicklung eines vierten Campus in Moschato zeugt vom stetigen Wachstum der Universität und ihrer Vision, ein integraler Bestandteil des modernen griechischen Bildungsraums zu sein.

Die Universität West-Attika verkörpert damit nicht nur einen neuen Typus von Hochschule, der praxisorientierte Studiengänge mit klassischer Bildungstradition verbindet, sondern sie bewahrt auch jenes griechische Ethos, das die Suche nach Wissen als höchste Tugend begreift. In einer Zeit, in der Europa mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert ist, bleibt Griechenland – mit Institutionen wie der UNIWA – ein Ort der Reflexion, der Erneuerung und der kulturellen Tiefe. (sk)

Foto: Hellas-Bote