Im Schatten des Mondes: Aglaonike – Die erste Astronomin Griechenlands

Im antiken Thessalien, einer Region im Herzen Griechenlands, lebte vor über zweitausend Jahren eine Frau, deren Name bis heute in den Sternen verewigt ist: Aglaonike. Als Tochter des Hegetor oder Hegemon wurde sie zur Legende, weil sie scheinbar den Mond „herabzuziehen“ vermochte – eine Fähigkeit, die ihr den Ruf einer Zauberin einbrachte.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Götter & Gelehrte – Doch hinter dem Schleier des Mystischen verbirgt sich eine bemerkenswerte wissenschaftliche Leistung. Der Philosoph Plutarch deutete Aglaonikes Fähigkeiten rational und sah in ihr eine frühe Astronomin, die in der Lage war, Mondfinsternisse vorherzusagen. Diese Fähigkeit, die für viele ihrer Zeitgenossen unerklärlich war, ließ sie als Magierin erscheinen.

Moderne Forschungen, insbesondere von Peter Bicknell, legen nahe, dass Aglaonike zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. lebte. In dieser Zeit könnten ungewöhnlich dunkle Mondfinsternisse aufgetreten sein, bei denen der Mond vollständig verschwand. Solche Ereignisse hätten es Aglaonike ermöglicht, ihre Kenntnisse als übernatürliche Kräfte erscheinen zu lassen.

Ihr Einfluss reicht bis in die heutige Zeit: 2006 wurde ein Krater auf der Venus nach ihr benannt, und 2024 erhielt ein Asteroid ihren Namen. In der feministischen Kunst wurde sie von Judy Chicago in „The Dinner Party“ geehrt, und im Film „Orpheus“ von Jean Cocteau erscheint sie als Anführerin einer Gruppe von Bacchantinnen. (mv)

Foto: Hellas-Bote