Die vermutlich im frühen 16. Jahrhundert gegründete Stadt Mesolongi oder auch Messolongi in Westgriechenland erlangte in den 1820er Jahren historische Bedeutung. Dabei sticht vor allen Dingen die Zeit des 10. bis 12. April 1826 heraus, als sich ein Teil der Bewohner gemeinsam mit den eindringenden, osmanischen Belagerern in die Luft sprengte.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
Mesolongi – In Ätolien-Akarnanien/Westgriechenland liegt die Stadt Mesolongi (griechisch Μεσολόγγι [mɛsɔˈlɔŋgʲi] oder auch Messolongi, Messolonghi, Missolonghi, Missolunghi, Mesolongion, die sich heute in drei Gemeindebezirke und 19 Ortschaften gliedert. Gegründet vermutlich im frühen 16. Jahrhundert gilt sie bis heute als Symbol des griechischen Widerstands gegen das Osmanische Reich. Übrigens darf sich Mesolongi durch eine Verfügung des griechischen Königs Georgs II. aus dem Jahre 1937 mit Blick auf die historische Bedeutung mit dem Ehrentitel Iera Poli (Ιερά Πόλη ‚Heilige Stadt‘) benennen.
Doch wie genau ist es dazu gekommen? Dazu müssen wir etwas weiter ausholen, denn im Jahre 1821 nutzte der Kommandant der Aufständischen in Westgriechenland, Alexandros Mavrokordatos, die Stadt als sein Hauptquartier, denn unter der venezianischen Herrschaft waren fast unüberwindbare Befestigungsanlagen erbaut worden. Die Festung selbst verfügte zudem über ein gutes Dutzend Kanonen, was für die Belagerer zum weiteren Nachteil wurde.
Die Belagerer waren die Osmanen, die es gerade nicht leicht hatten auf dem Peloponnes, wo die Aufständischen immer mehr Macht gewannen. Auch sie hatten die Bedeutung der Stadt als strategischen Punkt erkannt und so sahen sich die Griechen bald rund 80 türkisch-ägyptischen Schiffen unter dem Kommando von Hasen Pascha gegenüberstehen. Diese begannen am 21. Oktober 1822 mit mehreren Tausend Soldaten einen Sturmangriff – auf der anderen Seite rund 850 Verteidiger auf den Befestigungsmauern der Stadt. Der Angriff schlug fehl und es kam zu Übergabeverhandlungen, während diesen die Griechen am 8. November mit einem kleinen Herr die türkische Blockade durchbrachen. Auch ein zweiter Angriff der Osmanen während der Weihnachtsfeierlichkeiten schlug fehl. Ein Verräter hatte die Information an die Griechen weitergegeben, weshalb schließlich am 31. Dezember 1822 die Belagerung beendet wurde. Ebenfalls eine weitere Belagerung zwischen Oktober 1823 und November 1823 verlief erfolglos.
Nun waren die Osmanen verständlicherweise nicht gerade glücklich über die fehlgeschlagenen Versuche die Stadt einzunehmen, während auf der anderen Seite die Siege für die Griechen einen hohen symbolischen Wert hatten. Damit die Stadt auch weiterhin für ihre Uneinnehmbarkeit bekannt sein sollte, wurden die Festungsanlagen verstärkt und mit 48 weiteren Kanonen bestückt. Im April 1825 begannen die Osmanen unter Resit Pascha, von den Griechen Kioutahis genannt, mit einer erneuten Belagerung. Diese fand zunächst von der Landseite her statt, doch es gelang nicht den Widerstand unter dem griechischen Admiral Andreas Miaoulis zu brechen. Aufgrund dessen holten die Osmanen eine türkisch-ägyptische Flotte unter Ibrahim Pascha zu Hilfe. Die Übermacht war erdrückend und dennoch hielten die Griechen in Mesolongi stand, obwohl es immer schwieriger wurde für Nachschub zu sorgen. In Folge dessen breiteten sich in der hungernden Stadt Seuchen aus – doch trotz Verhandlungen konnte kein Waffenstillstand vermittelt werden.
Die Situation war im Frühjahr 1826 so aussichtslos, dass die belagerten Griechen beschlossen am 10. April, am Vorabend des Palmsonntags, einen Ausbruch zu starten. Mit drei mobilen Brücken sollten der die Stadt umgebende Graben überwunden werden. Kranke, geschwächte und ältere Bewohner der Stadt verschanzten sich mit der noch vorhandenen Munition in der Windmühle und im Zeughaus von Mesolongi. Doch die Griechen wurden verraten, weshalb es zu einem Massaker unter den Flüchtenden durch die Osmanen kam. Es entkamen nur einige Hundert Griechen den Belagerern, während diese ihre Chance zur Einnahme der Stadt nutzten. Auch dort kam es zu blutigen Straßenkämpfen, weshalb sich die verbliebenen Griechen gemeinsam mit den Eindringlingen am Morgen des 12. Aprils in die Luft sprengten. (mv)

Foto: Gemeinfrei/Wikipedia