Die Landwirtschaftliche Universität #Athen erhebt sich nicht nur als Bildungseinrichtung inmitten der modernen Hauptstadt Griechenlands, sondern als tief verwurzeltes Zeugnis eines Landes, dessen Geschichte seit Jahrtausenden eng mit der Landwirtschaft, dem Boden, dem Wein, dem Öl und dem Brot verbunden ist.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler
Aktuell – In einem Land, das schon in der Antike die Grundlagen der Ackerbaukunst, der Philosophie und des Wissens legte, ist diese Institution ein stiller, aber mächtiger Spiegel des griechischen Geistes, der Natur und Wissenschaft miteinander zu versöhnen vermag.
Bereits im Jahr 1888 – in einer Zeit des Wiederaufbaus und nationaler Orientierung – wurde in Athen eine Landwirtschaftsschule gegründet. Griechenland, das nur wenige Jahrzehnte zuvor seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich (1830) erlangt hatte, richtete den Blick auf Selbstversorgung, Nachhaltigkeit und Bildung. Die Landwirtschaftsschule war keine isolierte technische Einrichtung, sondern vielmehr eine Reaktion auf die uralte Notwendigkeit, aus einem oft kargen, von Sonne und Stein geprägten Land Nahrung und Leben hervorzubringen. Schon in der Antike war das Wissen um Boden und Saat Grundlage für Polisbildung, Kolonisation und Handel.
1920 schließlich wurde aus der Schule eine Koordinierungsstelle der griechischen Landwirtschaftskammer – ein Ausdruck des zunehmenden wissenschaftlichen Anspruchs an die Landwirtschaft in einer Zeit, in der Europa durch Umbrüche, Kriege und Industrialisierung neue Wege suchte. Diese Einrichtung ermöglichte geologische und ökologische Studien zur Agrarpolitik, ein Vorgriff auf das, was man heute als Agrarökologie bezeichnet – die harmonische Verbindung von Natur, Umwelt und Ernährungssystemen.
Aus dieser Wurzel ging die heutige Landwirtschaftliche Universität Athen (Γεωπονικό Πανεπιστήμιο Αθηνών) hervor, die als drittälteste Hochschule des Landes neben der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen (1837) und der Technischen Universität Athen (1837) in die akademische Landschaft Griechenlands eingebettet ist. In ihr vereinen sich Tradition und Innovation auf eine Weise, die typisch griechisch ist: strebend zwischen den Fundamenten des alten Wissens und der Offenheit für die Herausforderungen der Gegenwart.
Heute umfasst die Universität sieben Fakultäten und ist in verschiedene spezialisierte Departments gegliedert – eine Struktur, die der Vielschichtigkeit moderner Agrarwissenschaft Rechnung trägt. Das Department of Crop Science etwa befasst sich mit Agronomie, Pflanzenzüchtung, Floristik und Landschaftsarchitektur – Disziplinen, die im alten Griechenland noch in den Händen von Philosophen und Gärtnern lagen, nun aber mit wissenschaftlicher Präzision weiterentwickelt werden. Die Pflanzenschutzabteilungen greifen Themen auf, die bereits Theophrastos, Schüler des Aristoteles und Begründer der Botanik, im 4. Jahrhundert v. Chr. zu ordnen versuchte.
Das Department of Animal Science knüpft an die Domestizierung und Tierhaltung an, die seit der minoischen Kultur auf Kreta (ca. 2000 v. Chr.) bekannt ist. In der Biotechnologie finden sich moderne Anwendungen alter genetischer Grundlagen, die – wie bei der Rebe oder der Olive – in Griechenland bereits vor 3000 Jahren kultiviert wurden. Weitere Fakultäten beschäftigen sich mit Lebensmitteltechnologie, ländlicher Ökonomie, Naturressourcenmanagement, Wasser- und Bodentechnik, sowie Geologie und Meteorologie – allesamt Bereiche, in denen Griechenlands klimatische Vielfalt und topographische Unterschiede seit jeher eine besondere Herausforderung darstellen.
Dass die Universität Partnerschaften auch über die Landesgrenzen hinweg pflegt, zeigt sich in der Zusammenarbeit mit der Hochschule Ansbach in Deutschland. Dieser Austausch verkörpert ein modernes „Dialogon“ zwischen Nord und Süd, zwischen technologischer Präzision und mediterraner Erfahrung – ein interkulturelles Projekt, das Wissen nicht als Eigentum, sondern als gemeinsame Saat versteht. (sk)
