In zahlreichen Regionen Griechenlands sind sie derzeit unübersehbar: die grauen Gespinstnester des Prozessionsspinners, die sich bevorzugt in den hochgewachsenen Pinienbäumen befinden. Doch hinter den harmlos wirkenden Nestern lauert eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Mensch und Tier.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
Natur & Gesundheit – Die Raupen des Prozessionsspinners sind mit feinen, widerhakenbesetzten Brennhaaren ausgestattet, die bei Kontakt starke allergische Reaktionen auslösen können. Betroffene Gebiete sollten daher gemieden werden, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Der Prozessionsspinner verdankt seinen Namen einer auffälligen Eigenheit: Die Raupen wandern meist nachts in langen, geordneten Reihen – wie bei einer feierlichen Prozession – von Ast zu Ast auf der Suche nach Fressplätzen. Unter den verschiedenen Arten dieser Schmetterlingsfamilie sind insbesondere der Pinien-Prozessionsspinner, der Kiefern-Prozessionsspinner und der Eichen-Prozessionsspinner bekannt. Während der Pinien-Prozessionsspinner vor allem in den Mittelmeerregionen vorkommt, ist der Kiefern-Prozessionsspinner in Nordeuropa bis zum deutschen Nordosten verbreitet. Der Eichen-Prozessionsspinner hingegen ist in weiten Teilen Deutschlands, Mitteleuropas und sogar bis nach Asien zu finden.
Gefahr geht weniger von den Eiern oder den ausgewachsenen Nachtfaltern aus, sondern vor allem von den Raupen, deren Körper von feinen Brennhaaren überzogen ist. Diese Haare enthalten das Gift Thaumetopoein, das schwere allergische Reaktionen hervorrufen kann. Eine direkte Berührung ist dabei nicht notwendig, denn die Brennhaare lösen sich von den Raupen und können durch den Wind über mehrere hundert Meter weit getragen werden. Sie setzen sich auf Pflanzen, dem Boden oder anderen Oberflächen ab und bleiben dort über Jahre hinweg gefährlich, selbst wenn die Raupen längst verpuppt sind.
Die gesundheitlichen Folgen eines Kontakts mit den Brennhaaren sind vielfältig. Zu den häufigsten Symptomen gehören starker Juckreiz, Ausschlag und Hautentzündungen, die sich über Tage bis Wochen hinziehen können. In schweren Fällen kann es zu Nesselsucht, Fieber und Schwindel kommen. Besonders problematisch sind Reizungen der Atemwege, die Schleimhautschwellungen, Halsschmerzen oder sogar Atemnot verursachen können. Auch die Augen sind gefährdet: Die feinen Härchen können eine Bindehaut- oder Hornhautentzündung auslösen. Daher ist es dringend angeraten, betroffene Gebiete großräumig zu meiden und keinesfalls Gespinstnester zu berühren oder gar zu zerstören.
Die durch das Gift verursachten allergischen Reaktionen entstehen durch die Freisetzung von Histamin im Körper. Schon ein kurzer Kontakt kann ausreichen, um eine juckende und schmerzende Hautreaktion hervorzurufen. Besonders problematisch ist es, wenn sich die Brennhaare durch Kratzen weiter auf der Haut verteilen. Die ersten Symptome können bis zu acht Stunden nach dem Kontakt auftreten und der Ausschlag kann sich über zwei Wochen hinziehen. In schweren Fällen kann die Heilung noch länger dauern.
Bei Kontakt mit den Brennhaaren ist schnelles Handeln gefragt. Die getragene Kleidung sollte umgehend gewechselt und bei mindestens 60°C gewaschen werden, um mögliche Rückstände zu entfernen. Brennhaare auf der Haut lassen sich vorsichtig mit einem Klebestreifen abziehen, bevor eine gründliche Dusche folgt. Gegen Juckreiz und Hautentzündungen helfen kühlende Gele wie Aloe Vera oder Cremes mit Kortison oder Antihistaminika. Bei starken Symptomen oder anhaltenden Beschwerden sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden, um schwerwiegendere allergische Reaktionen zu vermeiden. (mv)
