Flavius Honorius, geboren am 9. September 384 in Konstantinopel, bestieg im zarten Alter von zehn Jahren den Thron des weströmischen Reiches.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Geschichte – Als jüngerer Sohn des Kaisers Theodosius I. und der Aelia Flacilla trat er nach dem Tod seines Vaters im Januar 395 die Herrschaft über den Westteil des Imperiums an, während sein älterer Bruder Arcadius den Osten regierte. Diese formale Teilung des Reiches führte zu Spannungen zwischen den beiden Kaiserhöfen, die das politische Klima jener Zeit prägten.
In den ersten Jahren seiner Regentschaft stand Honorius unter dem Schutz und der Anleitung des Heermeisters Flavius Stilicho, eines erfahrenen Feldherrn halb-vandalischer Abstammung. Stilicho, der sich als loyaler Diener des Reiches verstand, führte erfolgreich militärische Operationen gegen verschiedene Bedrohungen durch, darunter die Westgoten unter Alarich und die Invasion des Radagaisus. Dennoch war seine Position am Hofe prekär; Intrigen und Misstrauen führten schließlich 408 zu seinem Sturz und seiner Hinrichtung. Mit Stilichos Tod verlor Honorius nicht nur einen fähigen Militärstrategen, sondern auch einen wichtigen politischen Berater, was die Stabilität des Reiches weiter untergrub.
Die Regierungszeit des Honorius war geprägt von inneren Machtkämpfen und Bedrohungen. Nach Stilichos Tod entbrannten am Hofe in Ravenna, wohin der Kaiserhof 402 von Mailand aus Sicherheitsgründen verlegt worden war, heftige Auseinandersetzungen um die Nachfolge im militärischen Oberkommando. Diese internen Konflikte schwächen die Fähigkeit des Reiches, effektiv auf die zunehmenden Angriffe germanischer Stämme zu reagieren. Besonders verheerend war die Plünderung Roms durch die Westgoten unter Alarich im Jahr 410, ein Ereignis, das in der gesamten damaligen Welt als Zeichen des Niedergangs des einst mächtigen Imperiums wahrgenommen wurde.
Während seiner 28-jährigen Herrschaft verlor das Weströmische Reich nach und nach die Kontrolle über bedeutende Provinzen. Die Rheingrenze brach 406 unter dem Ansturm verschiedener barbarischer Gruppen zusammen, was zu massiven Verwüstungen in Gallien und Hispanien führte. Britannien wurde vollständig aufgegeben, und lokale Usurpatoren wie Konstantin III. nutzt die Schwäche des zentralen Kaisertums, um eigene Herrschaftsansprüche zu erheben. Diese Entwicklungen beschleunigten den Zerfall der kaiserlichen Autorität und führten zu einem Verlust an Steuereinnahmen und militärischer Schlagkraft.
Trotz der zahlreichen Krisen seiner Regierung gelang es Honorius nicht die Kontrolle über das Reich zurückzugewinnen oder nachhaltige Reformen durchzuführen. Seine Unfähigkeit entschlossen zu handeln machte ihn zu einer tragischen Figur in der Geschichte des westlichen Reiches. Als er am 15. August 423 in Ravenna starb, hinterließ er ein Reich, das durch innere Konflikte und äußere Bedrohungen durch den Krieg zerrüttet wurde. Sein Neffe Valentinian III. folgte ihm auf den Thron, doch die Erosion der kaiserlichen Macht war nicht mehr aufzuhalten, was letztlich zum Untergang des westlichen Reiches führte. (sd)
