„Feuer im Herzen, Mut im Angesicht des Todes“ – Das bewegte Leben der Heiligen Iris

Ein Regenbogen im Sturm – das ist die Heilige Iris, bekannt auch als Rais, deren Leben und Martyrium ein leuchtendes Zeugnis für Glauben, Mut und Hingabe in dunklen Zeiten darstellt. In der griechisch-orthodoxen Kirche wird ihrer jedes Jahr am 23. September mit tiefem Respekt gedacht.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Gedächtnis: 23. September

Götter & Gelehrte – In der römischen Provinz Ägypten, in einer Zeit der Unsicherheit und der religiösen Verfolgung, wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. ein Mädchen geboren, das Geschichte schreiben sollte. Ihr Name war Rais, ein Name, der im Neugriechischen mit „Iris“ – dem Regenbogen – gleichgesetzt wird. Eine poetische Parallele: Wie ein Regenbogen, der sich über den Himmel nach einem Sturm spannt, steht auch sie für Hoffnung, Licht und Glauben inmitten der Finsternis der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian.

Iris wuchs als Tochter eines christlichen Priesters namens Petrus in Tabne auf. Bereits mit zwölf Jahren trat sie in ein Frauenkloster in Tamman ein, ein Alter, in dem viele Kinder noch spielen – sie jedoch wählte bewusst ein Leben des Gebets und der Hingabe. Doch ihre spirituelle Reise sollte nicht im stillen Gebet enden, sondern im lauten Aufschrei gegen Ungerechtigkeit.

Foto: Wikimedia-Commons-Gemeinfrei

Im Jahr 303 n. Chr., während einer besonders grausamen Welle der Christenverfolgung, begegnete Iris beim Gang zum Brunnen einer grausamen Szene: ein Schiff, beladen mit gefangenen Christen, die von Soldaten unter dem Kommando des heidnischen Offiziers Loukianos gequält wurden. Was andere aus Angst vermieden hätten, suchte Iris bewusst auf. Entschlossen und ohne Furcht stellte sie sich den Peinigern entgegen, verurteilte ihre Gräueltaten und bestand darauf, das Schicksal der Gefangenen zu teilen. Für diese mutige Tat wurde sie ebenfalls festgenommen.

In Antinoöpolis, wo das Schiff schließlich anlegte, wurde Iris zur ersten Märtyrerin des Tages. Als Loukianos den christlichen Gott öffentlich verspottete, trat Iris mutig hervor und spuckte ihm – dem mächtigen Tyrannen – ins Gesicht. Es war der letzte Akt des Widerstands, der letzte Ausdruck ihrer unerschütterlichen Treue zu Christus. Für diese Tat wurde sie sofort enthauptet.

Die griechisch-orthodoxe Kirche ehrt die Heilige Iris – auch als Agia Rais, Agia Iris oder Iraida bekannt – nicht nur wegen ihres gewaltsamen Todes, sondern wegen der Geisteshaltung, die sie lebte: selbstlose Liebe, Mut und Hingabe an den Glauben. Ihr Gedenktag, der 23. September, wird nicht nur als liturgisches Fest begangen, sondern auch als Namenstag für alle, die den Namen Iris tragen – ein Name, der sinnbildlich für den Regenbogen steht und in der antiken Mythologie mit der Botin zwischen Himmel und Erde assoziiert wird. So schlägt der Name eine Brücke zwischen der antiken Welt und der christlichen Neuzeit – zwischen Mythos und Martyrium, zwischen Farbe und Blut, zwischen Hoffnung und Opfer.

Die Geschichte der Heiligen Iris ist mehr als eine historische Anekdote. Sie ist ein Aufruf an die Gegenwart, inmitten von Ungerechtigkeit und Unterdrückung nicht zu schweigen. Sie zeigt, wie eine junge Frau – kaum dem Kindesalter entwachsen – durch Glauben und Mut die Mächtigen erschüttern konnte. In ihrer Erinnerung lebt die Botschaft weiter: Dass selbst die schwächste Stimme, wenn sie für das Richtige einsteht, zur stärksten werden kann. Und dass der Regenbogen – Symbol für Frieden und Verheißung – oft erst nach dem Sturm erscheint. (mv)

Foto: Hellas-Bote