Die Einheimischen erzählen gerne von dem über tausendjährigen Drachenbaum, der mittlerweile neben dem Teide zu einem der bekanntesten Motive auf Teneriffa geworden ist. Er ziert Gemälde, Briefmarken und war sogar auf der 1000-Peseten-Note abgedruckt.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker
Teneriffa/Spanien – Seit 1917 ist er ein nationales Denkmal und eines der bekanntesten Symbole der Insel: der Drago Milenario. Bei dem riesigen Baum handelt es sich um einen kanarischen Drachenbrauch im Nordwesten der Gemeinde Icod de los Vinos. Sein Name leitet sich von dem spanischen Wort ‚drago‘ für Drachenbaum ab und die einheimischen Quellen weisen gerne daraufhin, dass der Baum bereits über 1.000 Jahre alt sein soll.
Nicht ganz dieses Alter weisen die Forscher dem Baum zu, die ihn auf rund 600 Jahre schätzen, denn der Drachenbaum gehört zu den Agavengewächsen und bildet daher keine Jahresringe. Auch ohne die weiteren 400 Jahre ist der Baum einen Besuch wert. 17 Meter hoch und mit einem Umfang von rund sechs Metern ist er der größte und bekannteste Drachenbaum der Kanaren.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Legende um die Drachenbäume als Nachkommen des hundertköpfigen Drachens Ladón – nach anderen Quellen hatte er vielleicht aber auch nur zwei oder drei Köpfe. Dieser soll den Baum der Jugend mit seinen zwölf goldenen Äpfeln im Garten der Hesperiden bewacht haben. Als Herakles die goldenen Äpfel stahl, schlug er dem Baum die Köpfe ab. Die Sage geht davon aus, dass der Garten im Westen lag, wo die Sonne untergeht und damit auf den kanarischen Inseln. Als die Blutstropfen des Drachens die Erde berührten, sollen aus ihnen die ersten Drachenbäume gewachsen sein.
Die Guanchen verehrten die heiligen Drachenbäume und nutzten ihren Baumsaft, der sich blutrot färbt, wenn er mit Luft in Berührung kommt, für verschiedene Zeremonien, darunter bei der Einbalsamierung der Toten oder zur Heilung. 1997 bis 2007 entstand um den Drago Milenario ein Park, den die Professoren der Universität La Laguna entworfen haben und in welchem für die Region typische Pflanzen angesiedelt wurden. Touristen müssen allerdings Eintritt für den Park zahlen, für Einheimische ist der Besuch kostenlos. Angeboten werden mehrsprachige Führungen. (nb)