Die verwandelte Nymphe: Flieder in der griechischen Mythologie

Wenn im Frühling die Luft von einem betörenden Duft erfüllt ist und Gärten in zarten Violett- und Weißtönen erblühen, kündigt sich der Flieder an. Der Gemeine Flieder (Syringa vulgaris) ist nicht nur ein Sinnbild für den Frühling, sondern auch ein faszinierendes Gewächs mit einer reichen Geschichte und vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten.​
Von HB-Redakteur Panos Ventouris

Natur & Umwelt – Ursprünglich stammt der Gemeine Flieder aus den Balkanländern, darunter Albanien, das ehemalige Jugoslawien, Bulgarien, Griechenland und Rumänien. Im Jahr 1560 wurde er vom kaiserlichen Gesandten Ogier Ghislain de Busbecq aus Konstantinopel nach Wien gebracht. Seitdem hat sich der Flieder in ganz Mitteleuropa verbreitet und ist heute ein beliebter Zierstrauch in Parks und Gärten. ​

Der Flieder wächst als sommergrüner Strauch oder kleiner Baum und erreicht Wuchshöhen zwischen 2 und 6 Metern. Seine rundlichen Zweige besitzen eine graue oder braungrüne Rinde, die an Ästen und Stamm längsrissig ist. Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind 5 bis 12 Zentimeter lang, dreieckig bis leicht herzförmig, zugespitzt und ganzrandig. ​

Die stark duftenden, vierzähligen, zwittrigen Blüten stehen in dichten, endständigen Rispen. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Mai. Typische Blütenfarben sind Schattierungen von bläulichem und rötlichem Violett, Weiß und Rosa. Nach der Blütezeit entwickeln sich längliche, zweiklappige, bräunliche, holzige Kapseln mit vier Samen, die ab September reifen. ​

Der Gemeine Flieder wird häufig als Zierstrauch in Parks und Gärten verwendet. Einige Sorten dienen auch als Schnittblumen. Das recht schwere und harte Holz des Flieders kann zum Drechseln oder Schnitzen genutzt werden. ​


Die Legende von Syrinx und Pan
Pan, der Gott der Wälder und Felder, verliebte sich in die schöne Nymphe Syrinx. Als er versuchte, ihr näherzukommen, floh sie vor ihm. Auf der Flucht bat Syrinx die Götter um Hilfe, und sie wurde in einen Fliederstrauch verwandelt. Als Pan den Strauch entdeckte, schnitt er einige Zweige ab und fertigte daraus seine erste Panflöte. Der wissenschaftliche Name des Flieders, Syringa, leitet sich vom griechischen Wort „syrinx“ ab, was „Flöte“ oder „Pfeife“ bedeutet. ​

Der Flieder symbolisiert in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Konzepte:​

  • Griechische Mythologie: Die Geschichte von Syrinx und Pan verbindet den Flieder mit Themen wie Liebe, Sehnsucht und Transformation.​
  • Keltische Tradition: Aufgrund seines betörenden Dufts galt der Flieder als magische Pflanze, die Menschen ins Feenland führen könne.​
  • Viktorianische Blumensprache: Hier stand der Flieder für die erste Liebe und wurde oft von Witwen getragen, um an vergangene Liebe zu erinnern.​
  • Russische Kultur: Der Flieder wird als Überbringer von Weisheit geschätzt.​
  • In Griechenland, dem Libanon und Zypern wird der Flieder stark mit Ostern assoziiert, da er zu dieser Zeit blüht. ​

Die Verbindung von Flieder und Musik findet sich nicht nur in der Mythologie, sondern auch in der Praxis: Schäfer stellten ihre Flöten aus Fliederholz her. Es heißt, wer die Musik einer Flöte aus Fliederholz hört, wird die Melodie nie vergessen. ​Diese Legende und die damit verbundenen kulturellen Bedeutungen verleihen dem Flieder eine besondere Stellung in der Geschichte und Symbolik verschiedener Kulturen. (pv)

Foto: Hellas-Bote