Die Schwammfischerei hat eine tiefe historische Verankerung in Griechenland, insbesondere auf den Inseln Kalymnos und Symi in der Ägäis.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
Aktuell/Geschichte – Bereits in der Antike waren griechische Schwämme ein wertvolles Handelsgut, das weit über die Grenzen des Mittelmeers hinaus geschätzt wurde. Schwämme galten als Luxusprodukte, die nicht nur in der Körperpflege, sondern auch in der Reinigung und Medizin verwendet wurden. Die ersten Aufzeichnungen über griechische Schwammfischer stammen aus der Zeit um 400 v. Chr., und schon damals war der Beruf des Schwammfischers hoch angesehen, wenn auch äußerst gefährlich.
Die Fischerei erfolgte ursprünglich in den flachen Gewässern entlang der Küsten, wobei Taucher ohne technische Hilfsmittel, oft nur mit einem schweren Stein zur Beschleunigung des Abstiegs, in die Tiefe tauchten. Diese waghalsige Technik erforderte Geschick und Mut, denn die Fischer verbrachten oft mehrere Minuten ohne Atemluft unter Wasser. Später, im 19. Jahrhundert, erleichterte die Erfindung des Taucherhelms das Schwammtauchen erheblich. Dennoch blieb der Beruf riskant, da viele Taucher durch Dekompressionskrankheiten starben oder schwere Verletzungen erlitten.
Heute hat die griechische Schwammfischerei massive Veränderungen erlebt. In den 1980er-Jahren wurde die Branche von einer Katastrophe heimgesucht: Eine mysteriöse Krankheit dezimierte schnell den gesamten Schwammbestand in den griechischen Gewässern. Dies führte nicht nur zu einem dramatischen Rückgang der Schwammproduktion, sondern bedrohte auch die Existenz der Fischer, deren Einkommen von dieser Ressource abhing. Seitdem hat sich der Schwammbestand zwar langsam erholt, erreicht aber nicht mehr die früheren Höchststände.
Die moderne Schwammfischerei wird heute überwiegend durch kleine, oft familiengeführte Betriebe am Leben gehalten. Viele der Techniken und Traditionen, die über Generationen weitergegeben wurden, werden nach wie vor genutzt, allerdings mit moderneren Hilfsmitteln. Die Taucher verwenden heute Neoprenanzüge und fortschrittliche Atemgeräte, die das Tauchen sicherer und effizienter machen. Doch trotz dieser Verbesserungen bleibt die Schwammfischerei ein härterer und oft unrentabler Beruf, der zunehmend von billigeren synthetischen Alternativen auf dem Markt verdrängt wird.
Kalymnos, einst als „Insel der Schwammfischer“ bekannt, hat sich inzwischen stark verändert. Während der Tourismus eine immer größere Rolle spielt, halten nur noch wenige hartnäckige Fischer an ihrem traditionellen Lebensstil fest. Der Stolz und die Geschichte des Schwammtauchens sind jedoch tief in der Kultur der Insel verwurzelt, und viele Familien bewahren die Erinnerung an ihre Vorfahren, die jahrhundertelang mit den Gefahren der Meere kämpften.
Die Zukunft der griechischen Schwammfischerei ist ungewiss, doch es gibt Anzeichen für einen potenziellen Neuanfang. Mit der wachsenden globalen Sorge über Umweltverschmutzung und die negativen Auswirkungen von Plastik haben natürliche Schwämme in den letzten Jahren wieder an Beliebtheit gewonnen. Naturschwämme sind biologisch abbaubar und eine nachhaltige Alternative zu synthetischen Produkten, was ihnen einen ökologischen Vorteil auf dem Markt verschafft.
Zudem wird in Griechenland zunehmend in den Schutz der marinen Ökosysteme investiert. Projekte zum Erhalt der Schwammkolonien sowie die Schaffung von Meeresschutzgebieten sollen dazu beitragen, die Bestände langfristig zu sichern. Auch die Forschung zur Züchtung von Schwämmen in kontrollierten Umgebungen hat Fortschritte gemacht, was eine vielversprechende Möglichkeit für die Zukunft der Industrie darstellen könnte.
Neben diesen ökologischen Versuchen gibt es auch Initiativen, das kulturelle Erbe der Schwammfischer zu bewahren. Auf Kalymnos und Symi gibt es Museen und Festivals, die das Handwerk und die Geschichte der Schwammfischerei würdigen. Diese Veranstaltungen ziehen nicht nur Touristen an, sondern sollen auch jüngere Generationen für das Thema sensibilisieren und vielleicht dazu ermutigen, das Handwerk ihrer Vorfahren fortzuführen. (mv)