Der sanfte Hirte von Ägina – Das Leben und Wirken des Heiligen Nektarios

Ägina – Eine stille Insel in der Ägäis wurde zur letzten Heimstatt eines der verehrtesten Heiligen der orthodoxen Kirche: Nektarios von Ägina. Sein Name steht für Demut, Frömmigkeit und tiefgehendes theologisches Wirken. Am 9. November gedenkt die griechisch-orthodoxe Kirche seiner Heiligkeit und seines unermüdlichen Dienstes an den Menschen.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Gedenktag: 9. November – Namenstag von Nektarios und Nektaria

Götter & Gelehrte – Am 1. Oktober 1846 erblickte Anastasios Kefalas, wie Nektarios mit bürgerlichem Namen hieß, in Selymbria (heutiges Silivri, Türkei) das Licht der Welt. Früh zeigte sich seine spirituelle Berufung, und so trat er in das Kloster Nea Moni auf der Insel Chios ein, wo er als Mönch den Namen Lazaros erhielt. Wenige Jahre später wurde er als Nektarios geweiht – ein Name, der bald für tiefe Frömmigkeit und theologisches Wissen stehen sollte.

Seine theologische Ausbildung absolvierte er in Athen, bevor er nach Alexandria zog. Dort wurde er 1886 zum Priester geweiht und stieg rasch in der kirchlichen Hierarchie auf. Als Metropolit der Pentapolis (einem historischen Bistum Nordafrikas) wirkte er in Kairo. Doch seine bescheidene und volksnahe Art rief Neider auf den Plan. Falsche Anschuldigungen, er strebe nach dem Patriarchenthron, führten zu seiner ungerechten Amtsenthebung im Jahr 1890.

Von den Intrigen tief getroffen, kehrte Nektarios nach Griechenland zurück. Doch er ließ sich nicht entmutigen und widmete sich fortan der Bildung junger Geistlicher. Als Direktor des Priesterseminars in Athen (1894–1908) prägte er Generationen künftiger Priester. Doch selbst in dieser Position blieb er ein Mann des Volkes, stets bescheiden, stets hilfsbereit.

Nach seiner Pensionierung zog sich Nektarios auf die Insel Ägina zurück, wo er das Kloster Zoodochos Pighi wiederaufbaute. Dort verbrachte er seine letzten Jahre mit Gebet, theologischer Arbeit und der geistlichen Begleitung von Pilgern und Gläubigen. Sein bekanntestes Werk, der Hymnus „Agni Parthene“, ist bis heute ein fester Bestandteil der orthodoxen Liturgie.

Am 8. November 1920 verstarb Nektarios in einem Krankenhaus in Athen. Doch sein Tod war nicht das Ende seines Wirkens. Schon bald wurden zahlreiche Wunder auf seine Fürsprache hin berichtet. Am 3. September 1953 wurden seine Gebeine feierlich erhoben, und am 20. April 1961 wurde er von der orthodoxen Kirche offiziell heiliggesprochen.

Heute gilt Nektarios von Ägina als Schutzpatron der Kranken und Bedrängten. Seine Grabstätte auf Ägina zieht jedes Jahr Tausende Pilger an, die Trost und Heilung suchen. Sein Festtag, der 9. November, wird mit besonderen Gottesdiensten und Prozessionen begangen – ein lebendiges Zeichen der ungebrochenen Verehrung für einen Mann, dessen Leben von Demut und Nächstenliebe geprägt war. (mv)

Foto: Hellas-Bote

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