In einem der bislang größten Deals der globalen Videospielbranche wechselt Electronic Arts (EA) in andere Hände. Das Konsortium aus dem saudischen Staatsfonds Public Investment Fund (PIF), dem US-Investor Silver Lake und der Investmentgesellschaft Affinity Partners von Jared Kushner zahlt für den Gaming-Riesen rund 55 Milliarden US-Dollar. Die Aktionäre erhalten 210 Dollar pro Aktie – ein Aufschlag von 25 Prozent gegenüber dem bisherigen Kurs.
Von HB-Redakteur Dietmar Thelen
Magazin – Die geplante Übernahme gilt als strategischer Schachzug, um dem Unternehmen mehr Freiheit bei Investitionen und Wachstum zu verschaffen. Unter der Führung von Andrew Wilson, CEO von EA, hat das Unternehmen Umsatz und Profitabilität signifikant gesteigert, zahlreiche Marken weltweit etabliert und sich als führender Anbieter interaktiver Unterhaltung positioniert.
Die Finanzierung des Deals ist vielschichtig: JPMorgan stellt etwa 20 Milliarden Dollar Fremdkapital bereit, während PIF seinen bisherigen Anteil von 9,9 Prozent in das neue Konstrukt einbringt. Silver Lake und Affinity Partners steuern die restlichen Mittel aus Eigenkapital bei. Experten sehen darin nicht nur eine der größten Barinvestitionen eines Sponsors in der Geschichte, sondern auch eine Gelegenheit, den globalen Einfluss von EA weiter auszubauen.
EA ist bekannt für Titel, die Gaming-Kultur geprägt haben: EA Sports FC 26, das aktuell weltweit an der Spitze der Verkaufscharts steht, Battlefield 6, das kurz vor der Veröffentlichung steht, sowie Apex Legends, Die Sims, Madden NFL, Dragon Age und viele andere Marken. Wie die neuen Eigentümer diese Marken in Zukunft strategisch lenken, bleibt offen, doch die bisherige Unternehmensführung und der Hauptsitz in Redwood City, Kalifornien, bleiben bestehen.
Turqi Alnowaiser, stellvertretender Gouverneur von PIF, unterstrich das strategische Interesse des Fonds an der Gaming- und E-Sport-Branche. Silver-Lake-Co-CEO Egon Durban bezeichnete EA als „ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich interaktive Unterhaltung“ und betonte, dass das Konsortium die Expansions- und Innovationspläne des Konzerns aktiv unterstützen werde. Jared Kushner erklärte, dass er die Spiele von EA seit seiner Jugend verfolgt habe und nun gespannt sei, „was als Nächstes kommt“.
Die rechtliche und finanzielle Struktur des Deals wurde von einigen der renommiertesten Kanzleien und Finanzhäuser begleitet: Goldman Sachs & Co. war Finanzberater von EA, während Wachtell, Lipton, Rosen & Katz die Rechtsberatung übernahm. Auf Konsortiumsseite waren u.a. Kirkland & Ellis, Latham & Watkins und Sidley Austin tätig, JPMorgan Securities unterstützte als Finanzberater.
Die Aktionäre müssen der Übernahme noch zustimmen, ebenso wie die zuständigen Behörden. Sollte alles planmäßig verlaufen, wird die Transaktion im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2027 abgeschlossen. Damit würde EA eines der größten börsennotierten Unternehmen der Spielebranche in privater Hand.
Der Schritt kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die globale Gaming-Industrie rasant wächst. Analysten weisen darauf hin, dass durch die Privatisierung die Investitionszyklen flexibler gestaltet werden können und EA möglicherweise neue Geschäftsmodelle schneller umsetzen kann – von Virtual-Reality-Inhalten bis hin zu internationalen Lizenzstrategien. Die kommenden Monate dürften daher entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich der Marktführer unter der neuen Eigentümerstruktur positioniert.
EA, 1982 gegründet, hat im Geschäftsjahr 2025 rund 7,5 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt und beschäftigt weltweit über 13.000 Mitarbeitende. Die neuen Investoren bringen nicht nur Kapital, sondern auch weltweite Netzwerke in Gaming, Unterhaltung und Technologie ein, die das Unternehmen in eine neue Wachstumsphase führen könnten. (dt)
