Das Denkmal der Verfassung von 1812 – Ein historisches Wahrzeichen im Herzen von Cádiz

Die Plaza de España in Cádiz ist nicht nur ein zentraler Treffpunkt der Stadt, sondern auch Heimat eines der bedeutendsten Denkmäler Spaniens: dem Denkmal der Verfassung von 1812.
Von HB-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz

Weltweit/Magazin – Dieses imposante Bauwerk wurde anlässlich des hundertsten Jahrestages der Verkündung der „La Pepa“, wie die spanische Verfassung von 1812 liebevoll genannt wird, errichtet und erinnert an eine der prägendsten politischen Errungenschaften Spaniens. Auch unter dem Namen „Denkmal der Cortes“ bekannt, vereint es Architektur und Bildhauerkunst auf eindrucksvolle Weise. Entworfen wurde das Denkmal von Modesto López Otero, einem renommierten Architekten seiner Zeit, während Aniceto Marinas, einer der bedeutendsten Bildhauer Spaniens, die plastischen Allegorien und Reliefs schuf. Die Fertigstellung erfolgte 1912, exakt ein Jahrhundert nach der historischen Verfassung.

Das Denkmal erzählt auf mehreren Ebenen die Geschichte Spaniens. Zahlreiche Allegorien symbolisieren Krieg und Frieden, Landwirtschaft und Industrie, und erinnern damit an die vielfältigen gesellschaftlichen Kräfte, die das Land formten. Besonders eindrucksvoll sind die Reliefs, die den heroischen Widerstand Cádiz’ während des Unabhängigkeitskrieges gegen die napoleonische Besatzung darstellen. Links und rechts des zentralen Monuments stehen die allegorischen Figuren der Landwirtschaft und des Bürgertums, die den gesellschaftlichen Fortschritt und die Rolle der Bevölkerung im politischen Prozess widerspiegeln. Das Herzstück des Ensembles bilden die Karyatiden – weibliche Säulenfiguren –, die das zentrale Element des Denkmals tragen: die Darstellung des Verfassungsgesetzes von 1812. Diese Gestaltung verleiht dem Bauwerk eine palastartige Feierlichkeit, die durch die harmonische Integration in die umliegenden Gärten der Plaza de España zusätzlich unterstrichen wird. Die Farbgebung und das Material fügen sich nahtlos in das städtische Umfeld ein und schaffen ein einzigartiges Zusammenspiel von Kunst, Architektur und Natur.

Die Errichtung des Denkmals selbst geht auf einen historischen Erlass der Allgemeinen und Außerordentlichen Cortes von Madrid zurück, datiert auf den 14. August 1812. Ziel war es, die Verkündung der Verfassung dauerhaft im kollektiven Gedächtnis Spaniens zu verankern. In diesem Zusammenhang sollten alle Hauptplätze der Städte Spaniens, in denen die Feierlichkeiten zur Verfassung stattfanden, künftig „Platz der Verfassung“ heißen und durch entsprechende Denkmäler gekennzeichnet werden. Diese Initiative fand nicht nur in Spanien, sondern auch in vielen Teilen des amerikanischen Kontinents Nachahmer, wobei zahlreiche Plätze und Monumente zur Erinnerung an die Verfassung von Cádiz errichtet wurden.

Die politischen Umbrüche des 19. Jahrhunderts hatten jedoch Folgen für diese Denkmäler. Nach dem Ende des Liberalen Trienniums 1814 kehrte Ferdinand VII. zur absoluten Monarchie zurück und viele der errichteten Denkmäler wurden zerstört oder verloren an Bedeutung. Hinzu kam die Unabhängigkeit der meisten lateinamerikanischen Staaten, wodurch sich die ursprüngliche Funktion vieler Denkmäler veränderte. So erinnert heute die Plaza de la Constitución in Mexiko-Stadt an die mexikanische Verfassung von 1917, obwohl sie ursprünglich zur Feier der Verfassung von Cádiz errichtet wurde. Cádiz’ Denkmal hingegen überdauerte diese Zeiten als Symbol nationaler Identität und politischer Freiheit.

Besucher können nicht nur die kunstvolle Bildhauerei bewundern, sondern auch die Gärten der Plaza de España genießen, die das Denkmal in einen grünen Rahmen einbetten. Die harmonische Integration von Skulpturen, Reliefs und Natur vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Feierlichkeit zugleich und macht den Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. (cs)

Foto: Hellas-Bote