Entlang der historischen Häuser im mittelalterlichen Stadtkern flanieren täglich hunderte von Besuchern. Es lohnt sich bei einer Tasse belgischer Schokolade den romantischen Blick auf die Kanäle ebenso zu genießen, wie einen Besuch der Basilika oder den weltberühmten Museen etwas Zeit zu schenken.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker
Brügge/Belgien – In der belgischen Region Flandern liegt die Stadt #Brügge, deren mittelalterlicher Stadtkern im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Auf einer heutigen Fläche von rund 138 km² wuchs die damalige Siedlung bereits im 2. Jahrhundert zu einem wichtigen Handelspunkt mit England und Gallien. Erst im Jahr 1128 wurde aus der Siedlung eine Stadt, nur wenige Jahre später erblühte die Stadt bis in das 15. Jahrhundert hinein, als der Seearm „Het Zwin“ 1134 bei einer schweren Sturmflut entstand.
Mit einer Flussmündung in die Nordsee diente er lange Jahre als Handelsstrecke bis nach Brügge. Hiervon profitierten auch die Städte Aardenburg, Sluis, Damme und St. Anna ter Muiden, die in dieser Zeit ihre wirtschaftliche Blüte erlebten, bis der Wasserlauf im 16. Jahrhundert zu sehr versandet war. Noch im Achtzigjährigen Krieg (1568 – 1648) bildete „Het Zwin“ die Frontlinie zwischen den Niederländern und Spaniern.
Von 1713 – 1815 wechselten die Herrscher der reichen Stadt. Frankreich, das Kaiserhaus Habsburg und die Niederlande waren hier zu Hause, bis die Belgier die Stadt übernahmen, sie zur Hauptstadt und zum Bischofssitz des Bistums Brügge machten.
Noch heute ist die Altstadt von Wallanlagen, Windmühlen und Kanälen umgeben. Die Stadt wurde bei Kriegen verschont und so konnte der mittelalterliche Stadtkern bis heute erhalten werden, der zu Fuß oder per Boot erkundet werden kann. Die Kanäle (Reien) trugen ursprünglich ihren Namen nach dem Fluss Reie, der vom keltischen Wort Rogia (Heiliges Wasser) abstammt. Aufgrund der Kanäle und Bogenbrücken ist Brügge als Venedig des Nordens bekannt. Hiervon zeugen auch die Windmühlen am Stadttor Kruispoort, von denen vier der ursprünglich zwanzig erhalten sind.
Als besondere Sehenswürdigkeit gilt die Heilig-Blut-Prozession, bei der die „Ampulle mit dem Blut Christi“ bereits seit 1291 immer zu Christi Himmelfahrt durch die Stadt getragen wird. Die Geschichte berichtet, dass Graf und Kreuzritter Dietrich von Elsass die Reliquie für seine Taten während des Zweiten Kreuzzuges in Jerusalem erhalten haben soll.
Weiterhin über die Grenzen bekannt ist das „Festival alter Musik“ (MA-Festival), welches seit 1964 jedes Jahr Anfang August stattfindet.
Der zentrale Markt Brügges, der „Grote Markt“ bildet heute noch das Zentrum der Stadt mit dem Belfried und der Erinnerung an die Waterhalle, die im Mittelalter noch mit dem Schiff erreicht werden konnte. Hier wurden Stoffe gehandelt, die Halle selbst wurde 1787 abgerissen, mittlerweile befindet sich hier der im Stil der Neogotik erbaute Regierungssitz der Provinz Westflandern „Provinciaal Hof“, die Post und das als Gouverneursresidenz geplante Gebäude. In direkter Nähe steht der Brügger Belfried mit seiner Höhe von 83 Metern, der in die Bebauung integriert wurde. Erbaut im 13. und 14. Jahrhundert überragte der Belfried von Anfang an alle anderen Gebäude der Stadt und auch bis in die moderne Zeit durfte in kein Neubau überragen.
Brügge ist zudem mittlerweile als Kulturstadt bekannt und so ist es nicht verwunderlich, dass sich hier zahlreiche Museen angesiedelt haben. Die städtischen Museen unterteilen sich in Ausstellungen der Schönen Künste (das Groeningemuseum und das Arentshaus), die Bruggemuseen und Hospitalmuseen. Verbunden wurden historische Gebäude, darunter das Alte Sankt-Jans-Hospital. Im 12. Jahrhundert gegründet, versorgten Nonnen ab 1188 Pilger, Reisende und Kranke in dem Gebäude. Im Sankt-Jans befindet sich neben dem Hospitalmuseum auch das Memelingmuseum. (nb)