Betrug mit EU-Fördermitteln: Kreta erneut im Zentrum eines griechischen Skandals

Ein weitreichender Subventionsskandal erschüttert Griechenland. Ermittler deckten auf, dass seit 2019 in großem Stil EU-Agrargelder missbräuchlich abgerufen wurden – teils für Flächen, die nie landwirtschaftlich genutzt wurden, teils sogar für längst verstorbene Antragsteller. Der finanzielle Schaden beläuft sich auf mindestens 22,6 Millionen Euro.
Von RS-Redakteur Panos Ventouris

Aktuell – Nach Angaben der Behörden wurden bislang 1.036 verdächtige Steuernummern identifiziert. Besonders ins Auge sticht dabei die Insel Kreta: Rund 850 Fälle und mehr als drei Viertel der erschlichenen Summen konzentrieren sich auf das beliebte Ferienziel. Die Ermittler gehen davon aus, dass dort organisierte Netzwerke am Werk waren.

Die Fantasie der Täter war grenzenlos: Wälder und Felsen wurden kurzerhand als Ackerland deklariert, landwirtschaftliche Flächen im Nachbarstaat Nordmazedonien als griechische Böden ausgegeben, Tierbestände frei erfunden. Selbst Verstorbene tauchten in den Subventionslisten als Landwirte auf.

„Öffentliche Gelder dürfen nicht zur persönlichen Bereicherung missbraucht werden – egal ob sie aus nationalen oder europäischen Töpfen stammen“, erklärte Bürgerschutzminister Michalis Chrysochoidis im staatlichen Fernsehen. Er kündigte an, dass die betroffenen Gelder zurückgefordert, Bankkonten eingefroren und Strafverfahren eingeleitet werden.

Der Fall sorgt auch auf politischer Ebene für Erschütterungen: Ein Minister sowie drei Abgeordnete sind bereits zurückgetreten. Zudem gerät die Agrarbehörde OPEKEPE, die für die Vergabe der EU-Fördermittel zuständig ist, massiv unter Druck. Durchsuchungen in mehreren Büros förderten riesige Mengen an Unterlagen zutage, die nun ausgewertet werden.

Auslöser der Ermittlungen war ein Hinweis der Europäischen Staatsanwaltschaft im Jahr 2020, gefolgt von einer detaillierten Analyse des EU-Betrugsamts OLAF. Im Frühjahr 2024 wurden die griechischen Behörden offiziell über den Missbrauch informiert.

Als Konsequenz aus dem Skandal wurde OPEKEPE inzwischen grundlegend umstrukturiert und der nationalen Steuerbehörde unterstellt. Ob diese Reform ausreicht, um ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern, ist unklar. Fest steht jedoch: Das Vertrauen in die Verwaltung europäischer Agrarhilfen hat in Griechenland erheblichen Schaden genommen. (pv)