BAP lässt die Zeit stehen – ein Abend voller Erinnerungen im SparkassenPark

Die Luft knisterte vor Spannung, als sich am Samstagabend die lange Schlange vor dem SparkassenPark bis zur Hauptstraße erstreckte. Der Ansturm war groß, so groß, dass das Konzert mit leichter Verspätung begann.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler

Mönchengladbach – Wolfgang Niedecken und seine Band stiegen mit den ersten drei Songs in den Abend ein – doch dann öffnete der Himmel seine Schleusen: Ein kräftiger Platzregen überraschte das Publikum. Viele standen klatschnass im Regen, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Einige suchten Schutz unter dem Dach und sangen, wie ein begeisterter Fan auf Facebook schilderte, „nass, im dicken Regen, unterm Dach, den Song ‚Waschsalon‘ – ein ganz neues Erlebnis.“

Das Konzert zeigte die ganze musikalische Bandbreite der frühen 80er Jahre, als BAP mit den Alben „für usszeschnigge“ und „vun drinne noh drusse“ den Durchbruch schaffte. Zwischen den Liedern teilte Niedecken persönliche Anekdoten, etwa von seiner Fahrt nach Cadzand, während der er neue Songs schrieb. Das Publikum, überwiegend Ü-40, sang bei Klassikern wie „Verdamp lang her“ oder „Kristallnaach“ lautstark mit – ein Beweis dafür, dass diese Musik nichts von ihrer Kraft eingebüßt hat. BAP bewies einmal mehr, warum sie eine der wichtigsten Bands der deutschen Musikgeschichte sind. Niedecken, inzwischen 74, stand auf der Bühne wie ein Geschichtenerzähler, der seine Zuhörer nicht belehrt, sondern berührt. Seine Stimme, rau und markant wie eh und je, verlieh den Liedern noch immer Tiefe und Dringlichkeit.

Die Band spielte sich durch das Repertoire mit beeindruckender Präzision und Leidenschaft – unterstützt von Arrangements, die den Geist der Originale bewahrten und gleichzeitig genug Raum für frische Interpretationen ließen. Dabei war es diese Mischung aus musikalischer Klasse und aufrichtiger Spielfreude, die für unzählige Gänsehautmomente sorgte. Immer wieder wanderten die Blicke durchs Publikum: mitgesungene Refrains, geschlossene Augen, umarmte Schultern. Viele kannten die Texte auswendig, manche haben sie vielleicht schon mit ihren Kindern geteilt. Es wurde getanzt, mitgewippt, geschwelgt.

Die „ZEITREISE“-Tour ist keine bloße Rückschau – sie ist eine Feier dessen, was war, und gleichzeitig ein klares Bekenntnis zur bleibenden Relevanz dieser Musik. Dass das kürzlich erschienene Live-Album „ZEITREISE / LIVE IM SARTORY“ im Mai direkt auf Platz 1 der deutschen Charts kletterte, spricht Bände. Es zeigt: BAP erreicht nicht nur die Generation, die mit ihnen aufgewachsen ist – sie berührt auch heute noch.

Als nach knapp drei Stunden das letzte Lied verklang und der Applaus über das Open-Air-Gelände rollte, war es, als würde man sich von alten Freunden verabschieden. Aber eben mit dem sicheren Gefühl: Das war nicht das letzte Wiedersehen. (sk)

Foto: Hellas-Bote/Maris Rietrums