Während der Installationsarbeiten für die neue einheitliche Wasserversorgungsleitung in Eretria wurde in einem Haus aus der Spätklassik (Mitte 4. Jahrhundert v. Chr.) ein Kieselboden mit einer zentralen Darstellung zweier Satyrn freigelegt.
Aktuell/Kultur – Das betreffende Gebäude befindet sich im Herzen des städtischen Gefüges der antiken Stadt, in der Nähe des Heiligtums des Daphniforos Apollo, des „Viertels der panathenischen Amphoren“ und des „Hauses der Mosaiken“.
Bei den Grabungsuntersuchungen wurde ein vierseitiger Raum mit nahezu quadratischem Grundriss und einem Innenmaß von 3,50 m x 3,55 m freigelegt. Auf den anderen Seiten (Norden und Westen) war es aufgrund der begrenzten Baugrubenausdehnung und der vorhandenen städtischen Straßendecke nicht möglich, die Wände des Raumes freizulegen.
Im Inneren des Raumes wurde ein Mosaikboden aus natürlichen Kieselsteinen von kleiner Größe und weißer Farbe untersucht, auf dem sich eine zentrale Medaille mit einem Durchmesser von 1,13 m befindet, die Satyrn darstellt. Dargestellt sind zwei männliche Figuren mit tierähnlichen Merkmalen (Schwanz, Hörner, spitze Ohren). Der eine ist jung und spielt Doppelflöte, der andere ist bärtig, älter und tanzt wahrscheinlich zur Musik. Kieselsteine in verschiedenen Farben (weiß, schwarz, rot, gelb) wurden verwendet, um die Gesichtszüge oder Details des Körpers darzustellen. Am charakteristischsten ist die Darstellung der Haare mit gelben Kieselsteinen, die dem Bild Realismus und Lebendigkeit verleihen.
Tatsächlich ist der Auftritt der Satyrn, die sich in fröhlicher Stimmung zu den Klängen der Musik amüsieren, auch im übertragenen Sinne mit der Nutzung des Raumes verbunden, der für die im Haus stattfindenden Feierlichkeiten vorgesehen war.
Nach seiner Aufgabe wurde der Ort in den ersten christlichen Jahrhunderten (5.-6. Jahrhundert n. Chr.) als Friedhof genutzt, wie aus der Identifizierung von fünf Gräbern (vier mit Keramikdächern und eine einfache Grube) hervorgeht.
Nach Abschluss der Grabungsforschung und der ersten Auswertung der archäologischen Daten dürften das Haus und der Kieselmosaikboden aus der Zeit nach der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. stammen, der Zeit, in der im antiken Eretria luxuriöse Privathäuser auftauchten und dem bekannten Architekturtyp mit dem zentralen Peristylhof folgten. Ähnliche Kieselsteinböden aus dem „Haus der Mosaiken“ wurden auf etwa 360–350 v. Chr. datiert. (opm)