Amphipolis liegt in der nordgriechischen Region Makedonien, in der Nähe des Strymon-Flusses und unweit der Ägäis. Diese geographische Position hat der Stadt eine strategische Bedeutung in der Antike verschafft, da sie sowohl für den Handel als auch für militärische Operationen eine zentrale Rolle spielte. Die umliegenden Hügel und das fruchtbare Tal boten eine ideale Umgebung für Siedlungen und Landwirtschaft.
Von HB-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Reisen – Die Stadt Amphipolis wurde im Jahr 437 v. Chr. von den Athenern gegründet, um die Kontrolle über den strategisch wichtigen Strymon-Fluss zu sichern. Ursprünglich auf den Ruinen einer thrakischen Siedlung errichtet, entwickelte sich Amphipolis schnell zu einem wichtigen Zentrum der athenischen Macht im nördlichen Griechenland. Durch den Zugang zu den reichen Gold- und Silberminen von Pangäon sowie der Kontrolle über Handelswege erlebte die Stadt eine rasche wirtschaftliche Blüte.
Während des Peloponnesischen Krieges erlangte Amphipolis besondere Berühmtheit, als der spartanische General Brasidas die Stadt 424 v. Chr. eroberte. Diese Eroberung markierte einen Wendepunkt im Krieg und führte zu einer vorübergehenden Schwächung der athenischen Vorherrschaft in der Region. Im Laufe der Jahre wechselte Amphipolis mehrmals den Besitzer, bis sie schließlich im 4. Jahrhundert v. Chr. unter die Kontrolle des makedonischen Königreichs fiel.
Heute ist Amphipolis eine ruhige Kleinstadt, die vor allem für ihre archäologischen Stätten bekannt ist. Die Ausgrabungen haben zahlreiche bedeutende Funde ans Licht gebracht, darunter die berühmte Kasta-Grabhügel, die vermutlich aus der Zeit Alexanders des Großen stammt. Diese Entdeckung hat in der Archäologie und Geschichtsforschung großes Aufsehen erregt und neue Einblicke in die makedonische Kultur und Geschichte ermöglicht.
Der Löwe von Amphipolis ist ein beeindruckendes antikes Monument. Diese monumentale Skulptur, die auf etwa 4. Jahrhundert v. Chr. datiert wird, stellt einen majestätischen Löwen dar und gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse der antiken Kunst und Architektur in der Region.
Die Skulptur wurde ursprünglich aus großen Kalksteinblöcken gefertigt und erreicht eine Höhe von etwa 5,30 Metern. Der Löwe sitzt aufrecht auf seinen Hinterbeinen und strahlt eine eindrucksvolle Würde und Stärke aus. Die genauen Umstände seiner Errichtung sind nicht vollständig geklärt, doch es wird vermutet, dass der Löwe von Amphipolis zur Erinnerung an gefallene Krieger oder als Grabdenkmal für einen bedeutenden makedonischen Herrscher oder Offizier errichtet wurde.
Entdeckt wurde die Skulptur Anfang des 20. Jahrhunderts, und seither hat sie Archäologen und Historiker gleichermaßen fasziniert.

Das moderne Amphipolis ist auch ein beliebtes Touristenziel. Besucher können das archäologische Museum der Stadt besichtigen, das eine beeindruckende Sammlung von Artefakten aus der antiken Stadt beherbergt, sowie die Überreste der antiken Stadtmauer und anderer bedeutender Bauwerke erkunden. Die Verbindung von reicher Geschichte und landschaftlicher Schönheit macht Amphipolis zu einem faszinierenden Ort für Geschichtsinteressierte und Reisende gleichermaßen.
Die mythologische Bedeutung von Amphipolis ist eng mit der griechischen Sagenwelt verknüpft. Eine der bekanntesten Legenden ist die des Flusses Strymon, der nach dem thrakischen Flussgott Strymon benannt ist. Dieser Flussgott wurde in der griechischen Mythologie oft mit den Mysterien und dem Geheimnisvollen assoziiert, was den Fluss und die Stadt, die an seinen Ufern entstand, zu einem Ort der Legenden machte.
Eine andere bedeutende mythologische Figur, die mit Amphipolis in Verbindung gebracht wird, ist Rhesos, ein thrakischer König und Krieger, der in Homers Ilias erwähnt wird. Rhesos kämpfte auf der Seite der Trojaner im Trojanischen Krieg und wurde von Diomedes und Odysseus getötet. Sein mystischer und heroischer Tod verlieh der Region um Amphipolis eine zusätzliche mythische Aura.
Die Stadt selbst wurde in der Antike oft als eine Art „Tor“ zwischen den Welten angesehen – ein Ort, an dem die menschliche und die göttliche Sphäre aufeinandertrafen. Diese Vorstellung wurde durch die reichen Grabstätten und die prächtigen Monumente der Stadt weiter verstärkt. (cs)