Wenn ein Dülkener Prinzenpaar (das liegt am Niederrhein) mit Begleitung im Athener Karnevalsumzug dabei ist, dann ist das schon etwas Besonderes. Tatsächlich reisten 1997 Dölker Jecken auf Einladung des Kulturvereins Ta Ellinika nach Griechenland.
Von HB-Redakteur sowie Ex-Prinz Leo Dillikrath und Ex-Prinz Erich Schmitz
Viersen-Dülken/Athen – Alles begann so: Der griechische Kulturverein Viersen/Dülken feierte im Jahre 1996 sein traditionelles Neujahrsfest und das amtierende Prinzenpaar aus Dülken, Erich I. und Monika I., wurde zu einer Stippvisite eingeladen. Was als Kurztermin im Kalender bezeichnet wurde, entwickelte sich zu einer länderübergreifenden Freundschaft. Weltoffen, so wie Dülkener nun mal sind, ging es viel, viel weiter …
„Es kam die Einladung zum Karneval nach Athen“, erinnert sich Ex-Prinz Erich Schmitz. „Ein preiswertes Hotel (Hotel Austria), die Akropolis in Sichtweite, sollte es sein. Das Angebot nahmen wir gerne an und schon waren die Flüge mit Olympic Airways gebucht.“
Ungefähr 1,5 Stunden nach der Ankunft der Dölker Tollitäten am 1. März 1997 sollte der erste Umzug stattfinden. In einer Garage konnten sich das Prinzenpaar sowie die Begleitung schnell Uniformen und Ornate anziehen, für das Prinzenpaar Erich und Monika hatten die Athener Freunde zudem ausgefallenen einen Prinzenwagen vorbereitet.
„Und hier begannen die Unterschiede zu unserem Karneval“, berichtet Ex-Prinz Leo Dillikrath. „In Griechenland ist der Prinz Karneval, der Carnevallo, ein Mann und er ist der Böse, der am Ende des großen Umzuges verbrannt wird als symbolische Winteraustreibung. Folgerichtig gab es auf dem Prinzenwagen nur einen Pfauenthron für den Prinzen. Aber, wo sollte die Prinzessin sitzen? In Griechenland werden solche Fragen einfach und pragmatisch gelöst. Die Prinzessin erhielt den Pfauenthron und der Prinz einen alten Holzstuhl, der mit Seilen an den Pfosten des Anhängers befestigt wurde. Einfach toll.“ Begleitung und Freunde aus Athen bildeten die dazu gehörende Fußgruppe.
Der nächste Unterschied wurde den Dölker Jecken schnell bewusst: Dieser (erste) Umzug war ein „Werbezug“ von vielen, diese sollten auf das große Ereignis am nächsten Tag aufmerksam machen. Und so zogen sie mit einer großen weiteren Fußgruppe und einer eigenen Musikkapelle los. „Die Musik erinnerte dabei eher an Schlangenbeschwörung als an Karneval“, lacht Erich Schmitz.
Alle diese Gruppen hatten ein gemeinsames Ziel, eine große Bühne mitten in Athen. Hier wurden die Gäste von der Athener Bürgermeisterin mit griechischem Fernsehen sowie der Deutschen Welle begrüßt und die Welt schaute zu, als die unbekannten Jecken ihren ersten Sirtaki versuchten.
Den Abend nutzten die griechischen Freunde für eine Auszeichnung an Ex-Prinz Leo Dillikrath, der mit der Ehrenmitgliedschaft von Ta Ellinika bedacht wurde. „Der nächste Tag brachte uns dann den Karneval in Athen wirklich näher. Ein langer Zug mit Musikgruppen formierte sich und als Sternzug ging es Richtung Innenstadt zu einem großen Platz“, so Leo Dillikrath. „Nächster Unterschied: In Griechenland ist es nicht üblich, dass auf einem Karnevalszug etwas verteilt wird; wir hatten aber Wurfmaterial mitgebracht, und das musste nun einmal verteilt werden. Was war die Reaktion? Von überall wurde uns Ouzo gereicht und wir wurden zum Mittrinken eingeladen.“ Am Ende des Zuges wurde der Carnevallo dann standesgemäß verbrannt, aber erst nachdem das Dölker Tanzmariechen, Daniela Hühnerbein, eine kurze närrische Einlage geliefert hatte.
„Diese Karnevalsatmosphäre nahe der Akropolis, in der Athener Innenstadt hat Höhenpunkte die allgegenwertig sind. Dies sollte man als Gast absolut aufsuchen; wir hatten das Glück, mit unseren Freunden live dabei gewesen zu sein“, erinnert sich Erich Schmitz. Nach dem Umzug waren abends und nachts die Gassen an der Akropolis Athens gefüllt mit feiernden Einheimischen und Gästen, die Konfetti in die Luft schleuderten und mit Plastikstäben – Paulussymbolen, auf den Dionysoskult verwiesen. Der griechische Karneval, Apokries genannt, ist bis zur Antike zurückzuverfolgen. Die feierlichen Riten zu Ehren des Gottes Dionysos waren geprägt durch Enthusiasmus, Heiterkeit und Spottlust. Diese Karnevalsriten sind heute Teil der griechischen Tradition.
Das unvergessliche Erlebnis für die Dülkener, nahm ein Jahr später erneut Fahrt auf, als eine Gruppe von ungefähr dreißig Griechen nach Dülken kamen um mit Kostümen im Dülkener Rosenmontagszug mitzuziehen. „Sie wurde angemeldet und ist vom Publikum begeistert angenommen worden; vielleicht auch, weil unsere Freunde etwas gelernt hatten“, lacht Schmitz. „Wurfmaterial ist im rheinischen Karneval wichtig und so hatten sie zwei große Kisten mit kleinen Fläschchen Ouzo mitgebracht. Aber nur wegen der Kälte am Rosenmontag!“ Eine besondere Karnevalswoche – selbst in Dülken – die mit einem deutsch-griechischen Freundschaftsfest und dem Besuch der damaligen Bürgermeisterin Marina Hammes endete. (ld)