Mehrfach besuchte Kaiserin Elisabeth (Sisi) die griechische Insel Korfu. Sie war so sehr angetan von der Insel und den Korfioten, dass sie sich 1890 – 1892 das Achilleion, einen eindrucksvollen Palast bei Gastouri erbauen ließ.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker
Korfu – Sieben Kilometer von der Hauptstadt Korfus entfernt, mit einem Blick über hohe Baumwipfel auf das Meer liegt das Achilleion. Ursprünglich gehörte das Grundstück dem Korfioten Petros Brailas-Armenis, einem Freund der österreichischen Kaiserin. Nach seinem Tod erwarb Sisi das Grundstück, auf dem eine baufällige Villa stand. Diese Villa richtete Sisi 1888 bei einem zweimonatigen Aufenthalt auf der grünen Insel ein, der Kauf kam jedoch erst 1889 zustande. Sisi liebte die Insel Korfu als ihre neue Heimat: „Korfu ist ein idealer Aufenthalt, Klima, Spaziergänge im endlosen Olivenschatten, gute Fahrwege und die herrliche Meeresluft, dazu den prachtvollen Mondenschein.“
Ihren Palast benannte sie nach Achilleus, den sie wegen seiner Kraft bewunderte, weshalb sie im Schlosspark die 1884 durch Ernst Herter geschaffene Skulptur „Sterbender Achill“ aufstellen ließ. Der Palast ist von dem pompejischen Baustil geprägt, thematisiert die griechische Mythologie. Dies zeigt sich ebenfalls in einem überwältigenden Fresko des österreichischen Malers Franz Matsch, welches sich im Obergeschoss des Treppenhauses befindet und durch Spiegel vervielfältigt wird. Das 1892 entstandene Gemälde stellt den siegreichen Achilleus dar, der über Hektor vor den Toren von Troja gesiegt hat.
Dass das Achilleion jedoch eher eine Leidenschaft der Kaiserin war, zeigt, dass sie bis zu ihrem Tod 1898 den Palast mehrfach besuchte. Nur ein einziges Mal begleiteten sie ihre Kinder Marie-Valerie und Gisela, nie hat Kaiser Franz Joseph den Ausblick auf das ionische Meer genossen, welches selber mit Mythen und Sagen fest verknüpft ist. Dieser Teil des Mittelmeeres ist benannt nach der altgriechischen Sagengestalt Io, einer Geliebten es Gottes Zeus.
Mit einem Teil der Möbel aus dem Palast in Österreich wurde ein korfiotisches Zimmer eingerichtet, auch Geschirr, Besteck und Gemälde gingen auf die Reise. Nach dem Tod der Kaiserin erwarb Kaiser Wilhelm II. den Palast 1907 von den Erben, ließ das Gebäude ab 1908 renovieren und Pläne für einen Neu- und Erweiterungsbau entwerfen. Aus dem Palast wurde ein diplomatisches Zentrum, die Einrichtung gegen „Berliner Stil“ ersetzt.
Erst zu dieser Zeit entstand der siegreiche Achilles, der heute im Garten des Achilleion alles überragt. Ursprünglich waren Speerspitze und Helm des von dem Potsdamer Bildhauer geschaffenen Werkes von Gold überzogen. Bis zur Hauptstadt Kerkyra war die Figur sichtbar. Das Gold ist heute verwittert, doch beide Statuen sind immer noch zu besichtigen. Zugänglich ist heute jedoch nur noch ein Teil des Gartens, der sich den gesamten Hügel hinunter bis an die Küstenstraße zwischen Korfu-Stadt und Moraitika erstreckt.
Im Ersten Weltkrieg wurde auch das Achilleion genutzt. Die französische und serbische Armee schlugen hier ihr Lazarett auf. Griechisches Eigentum wurde es nach Ende des Krieges auf der Grundlage des Versailler Vertrages. Im Zweiten Weltkrieg ab 1943 besetzte die Insel die deutsche Wehrmacht und nutzte das Schloss als Hauptsitz der deutschen Besatzungsmacht. Die zu dieser Zeit noch existierende Brücke, die den Garten mit einer eigenen Anlegestelle verband, wurde zerstört. Die Reste der „Kaiser’s Bridge“ können heute an der Küstenstraße ungefähr 5 km südlich von Korfu-Stadt besichtigt werden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fiel der Palast wieder an Griechenland zurück, der ihn als Kindergarten nutzte. Ab 1962 wurde das Schloss an ein Privatunternehmen vermietet. Dieses schuf ein Museum im Erdgeschoss und im ersten Stock ein Spielcasino. 1983 ging das Achilleion wieder zurück an den griechischen Staat, war 1994 und 2003 Tagungsort des EU-Gipfels. 1980 wurde der Palast sogar zum Schauplatz für den zwölften James Bond-Film „In tödlicher Mission“. Heute ist es eine der Hauptattraktionen der Insel. (nb)