Orsoy – Ein Ausflug zu mittelalterlichen Festungsmauern und Rheinpromenade

Zu einem beliebten Hotspot für einen Tagesausflug mit dem Fahrrad oder dem Auto hat sich das historische Dorf Orsoy entwickelt. Wo früher Tabak vorherrschte, genießen heute täglich die Besucher Kaffee und Kuchen zwischen Pulverturm und Stadtmauer.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker

Orsoy/Niederrhein – Das mittelalterliche Dorf Orsoy gehört heute als Stadtteil zu der niederrheinischen Stadt Rheinberg am linken Niederrhein. In den vergangenen Jahren entwickelte sich Orsoy zu einem beliebten Ausflugsziel, welches an warmen Sommerwochenenden sogar schon ein wenig überlaufen wirkt. Wer während der Woche Zeit findet, kann ganz in Ruhe entlang der Rheinpromenade spazieren, die mittelalterlichen Festungsmauern besichtigen oder an dem historischen Pulverturm vorbei flanieren.
Hinzu kommt die Möglichkeit von hier aus mit der Rheinfähre zu dem rechtsrheinisch gelegenen Duisburger Stadtteil Walsum überzusetzen.

Wer während der Woche Zeit findet, kann ganz in Ruhe entlang der Rheinpromenade spazieren, die mittelalterlichen Festungsmauern besichtigen oder an dem historischen Pulverturm vorbei flanieren. Foto: Hellas-Bote

Ursprünglich war Orsoy durch einen Befestigungsring mit vier Stadttoren geschützt, das letzte der noch vorhandenen historischen Stadttore wurde jedoch im Rahmen der Kriegshandlungen 1945 zerstört. Heute noch genutzt wird das 1937 errichtete Hochwasserschutztor, welches in Anlehnung an die historischen Festungstore gestaltet wurde. Die ehrenamtliche Pflege hat der Bürgerschützenverein Orsoy übernommen. Bei Hochwasser wird das Tor durch die Freiwillige Feuerwehr Orsoy verschlossen.

Erhalten sind Teile der etwa drei Kilometer langen Festungsmauer. Ein Rundgang, startet am Binsheimer Tor (Südwall) in Richtung Pulverturm, der mit seinen 18 Metern Höhe die Ausmaße der Stadtbefestigung veranschaulicht.

Erhalten sind Teile der etwa drei Kilometer langen Festungsmauer. Ein Rundgang, startet am Binsheimer Tor (Südwall) in Richtung Pulverturm, der mit seinen 18 Metern Höhe die Ausmaße der Stadtbefestigung veranschaulicht. Foto: Hellas-Bote

Die frühste Erwähnung der Gemeinde Orsoy geht auf eine Urkunde der Abtei Hamborn aus dem Jahr 1139 zurück, die auf ihren Besitz in „Hersougen“ hinwies. 1225 beurkundete ebenfalls das Kloster Kamp seine Besitztümer in „Orsoie“. Aus dem Jahr 1450 stammt die Evangelische Kirche, die als Um- sowie Erweiterungsbau einer älteren Anlage entstanden ist und welche auf die älteste evangelische Kanzel am Niederrhein von 1551 verweisen kann.
1845 – 1848 wurde die Katholische Pfarrkirche erbaut, die dem heiligen Nikolaus geweiht wurde. Die dreischiffige, neugotische Hallenkirche wird auf der Rückseite von der Stadtmauer begrenzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche im März 1945 zerstört und nach ihrem Wiederaufbau 1971 – 1972 restauriert. Besonders sehenswert ist der niederländische Hochaltar und die vier Altarflügel des Künstlers Colijn de Cooter.

Erhalten sind Teile der etwa drei Kilometer langen Festungsmauer. Ein Rundgang, startet am Binsheimer Tor (Südwall) in Richtung Pulverturm, der mit seinen 18 Metern Höhe die Ausmaße der Stadtbefestigung veranschaulicht. Foto: Hellas-Bote

Zu den Sehenswürdigkeiten zählt zudem der gut erhaltene Pulverturm, auch als Mühlenturm bekannt, der in der Nähe des Südwalls und des ehemaligen Binsheimer Tors zu finden ist. Der 18 Meter hohe Eckturm der alten Stadtmauer wurde um 1550 erbaut und diente sei dem 17. Jahrhundert als Mühlenturm für eine Windmühle. Bekannt wurde Orsoy jedoch für die einst florierende Tabakverarbeitung, die heute nicht mehr existiert. Die noch erhaltene Tabakfabrik am Südwall wurde in den 1990er Jahren zu Wohnraum umgebaut, nachdem das Gebäude nach Kriegsende lange Zeit als Ruine zerfiel.

Erhalten werden konnten zudem die 1866 erbaute, ehemalige Synagoge auf der Seilerbahn, welche das Dritte Reich wahrscheinlich nur deshalb überstanden hat, weil es als Wohnhaus diente, und die ehemalige Akzise-Wegezollstelle, die Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut 1980 durch private Spender von Grund auf renoviert werden konnte. Im Jahre 1600 erbauten die Anwohner das Rathaus neu, welches 1586 durch die Spanier zerstört wurde. In dem Gebäude befindet sich noch heute eine begehbare alte Gefängniszelle.

In den Sommermonaten halten an der Rheinpromenade bei Orsoy regelmäßig Passagierschiffe, die sich auf dem Weg nach Duisburg oder in Richtung Holland befinden. (nb)