Neue Impulse für die Literaturszene: Griechenland setzt mit Buch- und Kulturstiftung ein Zeichen

Die Griechische Stiftung für Buch und Kultur (ΕΛΙΒΙΠ) tritt an, das literarische Leben des Landes zu bereichern, den internationalen Austausch zu fördern und das Buch als Medium der Bildung und Kreativität neu zu positionieren. Damit schließt sich eine Lücke, die seit der Schließung des Nationalen Buchzentrums im Jahr 2012 klaffte.
Von HB-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz

Aktuell/Kunst & Kultur – Die Gründung dieser Stiftung – bereits vor einigen Monaten – fällt in eine Zeit, in der der Buchmarkt global unter starkem Druck steht – sei es durch Digitalisierung, verändertes Leseverhalten oder ökonomische Herausforderungen. Gerade deshalb ist das ehrgeizige Konzept der Stiftung ein bemerkenswertes Signal.

Mit einer klaren Strategie verfolgt ΕΛΙΒΙΠ das Ziel, die Sichtbarkeit griechischer Literatur zu erhöhen – im Inland ebenso wie auf internationalem Parkett. Im Zentrum stehen sechs strategische Säulen: internationale Vernetzung, institutionelle Kooperation, Fachkräfteförderung, Forschung, Leseförderung und der Aufbau eines funktionierenden literarischen Netzwerks. Ein Vorhaben mit besonders viel Strahlkraft: die umfassende Modernisierung der nationalen bibliografischen Datenbank BIBLIONET. Sie soll nicht nur informativer, sondern auch nutzerfreundlicher werden und Lesende wie Forschende gleichermaßen ansprechen.

Auch technologisch will die Stiftung neue Wege gehen. Das Projekt „Phygital Readers“, das Teil eines nationalen Digitalprogramms ist, experimentiert mit der Verbindung von Buch und digitalen Medien. Mit interaktiven Geschichten, Podcasts, KI-basierten Inhalten und Augmented-Reality-Erlebnissen sollen vor allem junge Leser:innen angesprochen werden – eine Zielgruppe, die in der traditionellen Buchwelt zunehmend verloren geht.

Ein weiteres zentrales Vorhaben ist die Wiederaufnahme des GreekLit-Programms, das die Übersetzung griechischer Literatur fördert. Finanziert durch den europäischen Wiederaufbaufonds, deckt es bis zu 75 % der Kosten ab und unterstützt zugleich mit flankierenden Maßnahmen wie Workshops oder Werbematerialien. Ergänzend entsteht eine Datenbank mit allen bisher übersetzten Werken.

Ein Höhepunkt des literarischen Jahres ist die Internationale Buchmesse Thessaloniki, die von der Stiftung organisiert wird. Mehr als 300 Aussteller:innen und 500 Referent:innen kamen in diesem Jahr zusammen, darunter prominente Stimmen der griechischen und internationalen Literaturszene. In Panels, Lesungen und Diskussionsforen wurde nicht nur über Literatur, sondern auch über gesellschaftliche und technologische Fragen debattiert.

Die Stiftung führt auch die Arbeit der früheren Auslandsbüros der Hellenic Foundation for Culture fort – unter anderem in Berlin, Alexandria, Bukarest und Odessa. Über diese internationalen Standorte soll die griechische Sprache, Literatur und Kultur in Dialog mit der Weltgesellschaft treten.

Die zweisprachige Website der Stiftung fungiert dabei als digitales Schaufenster. Sie informiert über aktuelle Programme, Veranstaltungen und bietet Zugang zu digitalen Archiven, darunter demnächst auch digitalisierte Ausgaben klassischer Literaturzeitschriften. Tatsächlich versteht sich ΕΛΙΒΙΠ nicht nur als Förderinstitution, sondern auch als Impulsgeberin einer breiteren kulturellen Bewegung. Der politische Rückhalt und die enge Verzahnung mit staatlichen Stellen und privaten Akteur:innen scheinen gute Voraussetzungen für langfristige Wirkung.

Webseite der Stiftung: https://elivip.gr (cs)

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