Die Vereinten Nationen haben eine neue Präsidentin der UN-Vollversammlung: Annalena Baerbock, einst Deutschlands Außenministerin und langjährige Stimme für Klimaschutz und Menschenrechte, übernimmt ab September für ein Jahr den Vorsitz des wichtigsten Beratungsorgans der UNO.
Von HB-Redakteur Dietmar Thelen
Magazin – In der Abstimmung am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York setzte sich die 44-jährige Grünen-Politikerin mit einem klaren Votum von 167 Stimmen durch. Obwohl sie als einzige Kandidatin antrat, war eine geheime Wahl notwendig – angestoßen durch die Intervention eines UN-Mitglieds, das sich gegen ein Konsensverfahren stellte. Diplomatenkreise deuten auf Russland als treibende Kraft hinter dem Antrag, das sich in den vergangenen Wochen öffentlich gegen Baerbocks Nominierung ausgesprochen hatte.
Trotz der symbolischen Natur des Präsidentenamts – die Entscheidungsgewalt liegt weiterhin beim UN-Generalsekretär – ist die Position international prestigeträchtig. Sie ermöglicht es der Amtsinhaberin, globale Debatten zu lenken, internationale Themen zu priorisieren und der UN-Generalversammlung bei politischen Zeremonien und Gipfeln vorzustehen.
Baerbocks Wahl wird als Erfolg für die westliche Staatengemeinschaft gewertet. Unterstützt wurde ihre Kandidatur vor allem von europäischen und nordamerikanischen Ländern sowie zahlreichen Staaten aus Afrika und Lateinamerika. In ihrer Bewerbungsrede hatte sie betont, dass die multilaterale Zusammenarbeit angesichts wachsender geopolitischer Spannungen und nationalistischer Tendenzen „nicht nur ein Ideal, sondern eine Notwendigkeit“ sei. Die Vereinten Nationen bezeichnete sie dabei als „unverzichtbares Forum für globale Verständigung“.
Mit ihrer Wahl setzt Baerbock ein Zeichen – nicht nur für eine stärkere europäische Präsenz auf internationalem Parkett, sondern auch für eine werteorientierte Diplomatie. Ihr Engagement für Frauenrechte, Klimagerechtigkeit und eine regelbasierte Weltordnung dürfte der UN-Vollversammlung in einem schwierigen geopolitischen Klima eine klare Stimme verleihen. Ihre Amtszeit beginnt im September mit der Eröffnung der nächsten Sitzungsperiode. Die internationale Gemeinschaft blickt gespannt darauf, welche Akzente sie in dieser Rolle setzen wird. (dt)
