Sardinien, die zweitgrößte Insel im Mittelmeer, zieht seit Jahrhunderten Reisende mit ihren wilden Landschaften, kristallklaren Buchten und goldenen Sandstränden in den Bann.
Von HB-Redakteur Dietmar Thelen
Magazin/Sardinien – Die Strände der Insel gehören zu den schönsten Europas, wenn nicht der Welt – jeder mit einem ganz eigenen Charakter, geprägt durch Jahrtausende an Geschichte, Wind, Wellen und Kulturen. Besonders im Süden Sardiniens, dort, wo sich das Tyrrhenische Meer weit und sanft gegen die Küste schmiegt, findet sich ein echtes Paradies: Chia Laguna.

Die Strände von Sardinien sind ein lebendiges Zeugnis der geologischen und kulturellen Evolution dieser Insel. Entstanden vor Millionen von Jahren durch tektonische Verschiebungen und vulkanische Aktivitäten, bietet Sardinien heute eine unvergleichliche Vielfalt an Küstenformen. An manchen Stellen ragen schroffe Granitfelsen ins Wasser, andernorts erstrecken sich kilometerlange, weiche Sandbänder. Besonders auffällig ist das ungewöhnlich klare Wasser, dessen Farbe je nach Tiefe und Sonnenstand zwischen Türkis, Smaragdgrün und Tiefblau schimmert. Dies ist nicht nur ein ästhetisches Phänomen, sondern auch das Resultat der Sauberkeit des Meeresbodens, der oft aus hellem Quarzsand besteht.
Chia Laguna ist eines der leuchtendsten Juwelen dieser Insel. Der gleichnamige Strand – eigentlich eine Kette mehrerer aufeinanderfolgender Buchten – liegt an der Südspitze Sardiniens in der Gemeinde Domus de Maria. Bereits die antiken Phönizier und später die Römer nutzten die geschützte Lage der Lagune als Ankerplatz und Siedlungsgebiet. Noch heute sind in der Umgebung archäologische Spuren dieser alten Kulturen zu finden, darunter Überreste von Wachtürmen und römischen Straßen. Der feine, goldene Sand von Chia zieht sich sanft vom Pinienhain bis zum Wasser und wird nur gelegentlich von Dünen und Macchia-Büschen unterbrochen. In der vorgelagerten Lagune beobachten Flamingos das Treiben der Badegäste mit stoischer Gelassenheit – ein faszinierendes Zusammenspiel von Natur und Tourismus.

Doch nicht nur Chia Laguna begeistert: Die Costa Smeralda im Nordosten der Insel ist ein Synonym für luxuriöse Strandferien. Dort treffen sich türkisfarbene Buchten wie Cala Brandinchi oder Spiaggia del Principe mit Jetset-Atmosphäre und exklusiven Resorts. Im Westen hingegen, bei Is Arutas, liegt ein Strand, der durch seinen Quarzsand fast wie aus zermahlenem Marmor wirkt. Der Sand hier funkelt in Weiß- und Rosatönen und verleiht dem Meer eine Leuchtkraft, die surreal erscheint. In Cala Goloritzé, an der Ostküste, offenbart sich Sardiniens dramatische Seite: Eingebettet in steile Kalksteinfelsen, ist dieser Strand nur zu Fuß oder per Boot erreichbar – ein Naturdenkmal, das 1995 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurde.
Was all diese Orte verbindet, ist nicht nur ihre Schönheit, sondern auch das Gefühl von Zeitlosigkeit. Sardinien war schon lange ein Ort der Sehnsucht, bevor der moderne Tourismus die Insel entdeckte. In den Liedern der Hirten, den Fresken alter Kirchen und den Geschichten der Fischer lebt das Meer als mythischer Ort fort – manchmal bedrohlich, meistens jedoch schützend und voller Geheimnisse. Chia Laguna mit seinen sanft geschwungenen Dünen, dem Duft von Myrte und Rosmarin in der Luft und dem weiten Blick über das azurblaue Wasser ist nicht nur ein Ort zum Verweilen, sondern einer, der zum Träumen einlädt. (dt)

