Sikyon – Die vergessene Muse Griechenlands

In den sanften Hügeln des nördlichen Peloponnes, wo die Sonne das Meer küsst und Olivenhaine im Wind flüstern, liegt das antike Sikyon – eine Stadt, deren Name heute kaum mehr als ein Echo ist, doch einst ein leuchtender Stern am Firmament der griechischen Kultur war.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos

Geschichte – Gegründet in mykenischer Zeit und später von den Dorern erobert, entwickelte sich Sikyon zu einem bedeutenden Stadtstaat. Im 7. Jahrhundert v. Chr. erlangte die Stadt unter der Herrschaft der Orthagoriden-Dynastie ihre Unabhängigkeit. Besonders unter Kleisthenes, einem der bekanntesten Tyrannen Sikyons, erreichte die Stadt im 6. Jahrhundert v. Chr. ihre größte Macht.

Sikyon war ein Zentrum der Kunst und Kultur. Die Stadt war berühmt für ihre Bildhauerei und Malerei. Künstler wie Kanachos und Lysippus prägten die Kunstwelt der Antike. In der Malerei setzte Eupompos neue Maßstäbe, und seine Schüler, darunter Pamphilos und Pausias, führten diese Tradition fort.

Die wirtschaftliche Grundlage Sikyons war vielfältig. Die fruchtbare Küstenebene ermöglichte den Anbau von Getreide, Wein, Rosinen und Gemüse. Besonders bekannt war die Stadt für ihre Olivenkulturen und die Pferdezucht. Die Fischerei, insbesondere der Meeraal, war ebenfalls ein bedeutender Wirtschaftszweig. Die Metallverarbeitung, das Kunstgewerbe und die Töpferei bildeten das industrielle Rückgrat der Polis.

Politisch durchlief Sikyon verschiedene Phasen. Nach der Tyrannenherrschaft wurde die Stadt im 3. Jahrhundert v. Chr. eine Demokratie. Aratos von Sikyon, ein bedeutender Staatsmann, spielte eine zentrale Rolle im Achaiischen Bund und setzte sich für die Einigung der freien Griechenstädte gegen die makedonische Hegemonie ein.

Die archäologischen Überreste, darunter das beeindruckende Theater, zeugen von der einstigen Bedeutung Sikyons. Das Theater, in den Hang der Akropolis gebaut, stammt aus dem späten 4. Jahrhundert v. Chr. und ist eines der größten auf der Peloponnes. Heute liegt das antike Sikyon in der Nähe des modernen Dorfes Vasiliko. Die Stille der Ruinen erzählt von einer glorreichen Vergangenheit, die darauf wartet, wiederentdeckt zu werden. (jk)

Foto: Kritheus, CC BY-SA 4.0, wikimedia.org