Im Herzen des nördlichen Pindos-Gebirges erhebt sich der Grammos, ein beeindruckendes Bergmassiv, das sich über die Grenze zwischen Griechenland und Albanien erstreckt.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos
Reisen – Mit einer Höhe von 2.520 Metern, bekannt als Maja e Çukapeçit, zählt der Grammos zu den markantesten Gipfeln der Region. Seine geografische Lage verleiht ihm eine besondere Bedeutung, da er die Regionen Epirus und Westmakedonien in Griechenland mit dem Kreis Kolonja in Albanien verbindet.
Die Landschaft des Grammos ist geprägt von dichten Pinienwäldern, die sich über seine Hänge erstrecken und in höheren Lagen in steppenartige Vegetation übergehen. Diese vielfältige Flora bietet Lebensraum für eine reiche Fauna. Auf griechischer Seite wurden etwa 45.000 Hektar als Important Bird Area (IBA) ausgewiesen, ein Beleg für die ökologische Bedeutung des Gebiets. Hier finden seltene Greifvögel wie Schmutzgeier, Gänsegeier, Schlangenadler und sogar der majestätische Steinadler ein Zuhause. Neben diesen beeindruckenden Vögeln beheimatet der Grammos auch Säugetiere wie Braunbären, Wölfe, Wildkatzen und den seltenen Karpatenluchs, eine Unterart des Eurasischen Luchses.
Historisch gesehen spielte der Grammos eine entscheidende Rolle im griechischen Bürgerkrieg von 1946 bis 1949. Aufgrund seiner strategischen Lage diente er als Bastion für kommunistisch orientierte Rebellen. Die letzte und entscheidende Schlacht, bekannt als Operation Fackel, fand hier 1949 statt. Unter der Führung von General Alexander Papagos gelang es den regulären griechischen Streitkräften, unterstützt von amerikanischen Verbündeten, die Rebellen zu besiegen und somit den Bürgerkrieg zu beenden. Doch die Narben des Konflikts sind noch heute spürbar: Trotz umfangreicher Räumungsmaßnahmen gibt es in der Region weiterhin Minenfelder, die an die turbulente Vergangenheit erinnern.
Die Abgeschiedenheit des Grammos hat dazu geführt, dass viele der einst 34 Siedlungen heute verlassen sind oder nur während der Sommermonate bewohnt werden. Die wenigen verbliebenen Bewohner widmen sich hauptsächlich der extensiven Weidewirtschaft. Der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen, was dem Gebiet einen unberührten Charme verleiht. Für Naturliebhaber und Wanderer bietet der Grammos somit ein authentisches Erlebnis fernab der ausgetretenen Pfade. (jk)
