Die Hafenstadt Izmir, ehemals Smyrna genannt, erlebte zwischen 1919 und 1922 eine der turbulentesten Phasen ihrer Geschichte.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Geschichte – Am 15. Mai 1919 landeten griechische Truppen in der Stadt, um die Kontrolle über dieses kulturelle und strategische Zentrum zu übernehmen. Diese Aktion war Teil des Bestrebens des griechischen Premierministers Eleftherios Venizelos, die „Megali Idea“ zu verwirklichen – die Vision eines großgriechischen Staates, der weite Teile Anatoliens, Thrakiens und des Schwarzen Meeres umfassen sollte. In diesen Regionen leben Millionen orthodoxer Christen, die im Osmanischen Reich vom Patriarchen von Konstantinopel repräsentiert wurden und deshalb nach damaliger Auffassung als Griechen galten.
Die Ankunft der griechischen Truppen wurde zunächst von Teilen der lokalen Bevölkerung gefeiert, führte jedoch schnell zu ethnischen Spannungen und Gewalt. Izmir diente während des Griechisch-Türkischen Krieges von 1919 bis 1922 als Hauptbasis für die griechischen Operationen in Anatolien. Die Besetzung der Stadt war im Vertrag von Sèvres geregelt, der jedoch nie vollständig umgesetzt wurde.
Die Wende kam am 9. September 1922, als die türkische Armee unter der Führung von Mustafa Kemal Atatürk in Izmir einmarschierte und die Kontrolle über die Stadt zurückerlangte. Unmittelbar nach der Eroberung begann eine Welle der Gewalt gegen die griechische Bevölkerung. Der orthodoxe Erzbischof von Smyrna, Chrysostomos Kalafatis, wurde von einem Mob getötet. Wenige Tage später, am 13. September 1922, brach im armenischen Viertel der Stadt ein verheerendes Feuer aus, das sich rasch über das christliche Viertel ausbreitete und einen großen Teil der Stadt zerstörte. Die Ursachen des Brandes sind bis heute umstritten und ungeklärt.
Mit dem Ende der Besetzung von Izmir endeten die wichtigsten Kämpfe zwischen griechischen und türkischen Einheiten. Am 24. Juli 1923 unterzeichneten beide Parteien den Vertrag von Lausanne, der durch den türkischen Befreiungskrieg endete. Gemäß dem Vertrag zwischen Griechenland und der Türkei wurde ein Bevölkerungsaustausch vereinbart, in dem auch die griechische Bevölkerung von Izmir 1923 nach Griechenland und in die Diaspora ausgewiesen wurde. (sd)
