Polyxena: Die Glaubensbotin zwischen Angst, Wunder und göttlicher Fügung

In den Annalen der griechisch-orthodoxen Kirche leuchtet der Name Polyxena als ein Symbol des unerschütterlichen Glaubens und der himmlischen Vorsehung.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos

Gedenktag: 23. September

Götter & Gelehrte – Ihre Geschichte, die sich über Spanien, Griechenland und Babylonien erstreckt, ist eine Chronik von Entführung, Prüfungen, Wundern und letztlich der triumphalen Rückkehr zum Licht des Glaubens. Am 23. September gedenkt die orthodoxe Kirche dieser bemerkenswerten Heiligen, deren Lebensweg von Gottes Zeichen und wundersamen Begebenheiten geprägt war.

Polyxena, die Schwester der heiligen Xanthippe, war nicht von Anfang an gläubig. Ihre Schwester hatte sich bereits durch die Predigt des Apostels Paulus zum Christentum bekehrt, doch Polyxena verweigerte sich zunächst dem Glauben. Ihr Leben nahm jedoch eine dramatische Wendung, als sie von einem verschmähten Verehrer entführt und nach Griechenland verschleppt wurde. Doch das Schicksal hatte anderes mit ihr vor: Polyxena gelang die Flucht und fand Schutz bei den Christen in Patras, wo sie den Apostel Andreas traf.

Die Begegnung mit Andreas wurde zum Wendepunkt ihres Lebens. Sie nahm den Glauben an, wurde von ihm getauft und begleitete ihn bis zu seinem Martyrium. Sie erlebte den tiefen Schmerz, ihn am Kreuz sterben zu sehen, doch diese Erfahrung festigte nur ihren Glauben. Gemeinsam mit ihrer Weggefährtin Rebekka setzte sie ihre Mission in Spanien fort und unterstützte ihre Schwester Xanthippe bei der Verkündigung des Evangeliums.

Polyxenas Leben war von märchenhaften und zugleich erschütternden Prüfungen geprägt. In einer Vision wurde ihr prophezeit, dass der Teufel versuchen würde, sie in seinen Bann zu ziehen. Diese Prophezeiung wurde zur tragischen Wirklichkeit, als sie erneut entführt und auf ein Schiff nach Babylonien verschleppt wurde. Doch das Wunder nahm seinen Lauf: Die Winde zwangen das Schiff, in die Nähe eines anderen zu kommen, auf dem sich der Apostel Petrus befand. Doch dunkle Mächte verhinderten ihr direktes Zusammentreffen, und Polyxena landete stattdessen in Griechenland, wo der Apostel Philippus durch eine Vision von ihrem Schicksal erfuhr. In einer epischen Schlacht gegen eine überwältigende Übermacht wurde Polyxena befreit, doch die Angst trieb sie erneut in die Flucht.

In ihrer verzweifelten Flucht suchte sie Zuflucht in einer Höhle, die einer Löwin gehörte. Doch das Raubtier, von einer höheren Macht gelenkt, verschonte sie. Die Löwin führte sie stattdessen zu einem Brunnen, wo sie von Andreas getauft wurde. Als Zeichen der Göttlichkeit kehrte das Tier später zurück und unterstellte sich Andreas, als hätte es seinen Platz in der göttlichen Ordnung erkannt.

Polyxenas Weg führte sie weiter durch zahllose Gefahren. Sie wurde erneut gefangen genommen und sollte in der Arena wilden Tieren vorgeworfen werden. Doch das Schicksal wollte es anders: Die Löwin, die einst ihre Retterin war, erkannte sie wieder und verschonte sie vor dem sicheren Tod. Dieses Wunder öffnete die Augen vieler Anwesender, und zahlreiche Zuschauer bekannten sich daraufhin zum Christentum.

Schließlich führte die göttliche Vorsehung Polyxena zurück nach Spanien, wo sie ihre Mission weiterführte und Paulus begegnete. Selbst ihr einstiger Entführer konnte durch das Wort des Apostels bekehrt werden. So endete ihr bewegtes Leben als gläubige Verkünderin der christlichen Botschaft, deren Wirken bis heute in der orthodoxen Kirche verehrt wird. (jk)

Foto: Hellas-Bote