Unter dem Kreuz – Das Leid der Gottesmutter und seine Bedeutung

Am 15. September gedenkt die christliche Welt der Schmerzen Mariens, einer Frau, die nicht nur als Mutter Jesu, sondern auch als Symbol des Mitleidens und der Treue zum Glauben verehrt wird.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler

Gedenktag: 15. September

Götter & Gelehrte – Dieses Fest, das unmittelbar auf die Kreuzerhöhung am 14. September folgt, rückt das Leiden Mariens in den Mittelpunkt, die als Mater Dolorosa, als Schmerzensmutter, dargestellt wird. In der katholischen und orthodoxen Tradition spielt dieses Gedenken eine bedeutende Rolle und wird in vielen Kirchen durch besondere Gebete und Andachten begangen.

Der Gedenktag der Schmerzen Mariens ist tief verwurzelt in der christlichen Tradition. Bereits im 17. Jahrhundert wurde das Fest durch den Servitenorden eingeführt, bevor Papst Pius VII. es 1814 als Dankfest für seine Rückkehr aus napoleonischer Gefangenschaft für die gesamte Kirche verordnete. Seitdem hat es einen festen Platz im liturgischen Kalender und lädt Gläubige dazu ein, über das Mitleiden der Gottesmutter mit ihrem Sohn Jesus Christus nachzudenken.

Maria, die als Mutter Jesu am Fuß des Kreuzes stand, ist nicht nur Zeugin des physischen Leidens ihres Sohnes, sondern auch eine Verkörperung des tiefen, inneren Schmerzes, den sie durch seinen Tod erfuhr. Doch ihr Schmerz war nicht ohne Hoffnung: Die christliche Lehre sieht in Maria eine Figur des Glaubens und der Hingabe, die auch in schwersten Zeiten nicht von der Seite Gottes wich.

In der kirchlichen Tradition werden sieben besondere Momente des Leidens Mariens hervorgehoben:

  • Die Weissagung des Simeon: Bei der Darstellung Jesu im Tempel prophezeite Simeon, dass Maria ein Schwert durch ihre Seele dringen würde (Lk 2,34-35).
  • Die Flucht nach Ägypten: Um das Kind vor Herodes zu schützen, musste die Heilige Familie fliehen (Mt 2,13-15).
  • Der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel: Maria und Josef suchten ihren Sohn drei Tage lang voller Angst (Lk 2,43-45).
  • Die Begegnung mit Jesus auf dem Kreuzweg: Maria sieht ihren Sohn in seinem körperlichen und seelischen Leiden (unbiblische Überlieferung).
  • Die Kreuzigung und der Tod Jesu: Maria steht unter dem Kreuz und erlebt den grausamen Tod ihres Sohnes (Joh 19,25-30).
  • Die Kreuzabnahme und die Beweinung Christi: Maria hält den Leichnam ihres Sohnes in den Armen (Mt 27,57-59).
  • Die Grablegung Jesu: Der Moment des endgültigen Abschieds, bevor Jesus ins Grab gelegt wird (Joh 19,40-42).

Diese Schmerzen stehen als Sinnbild für das Leiden, das viele Menschen in ihrem Leben erfahren. Sie zeigen eine Maria, die trotz ihrer tiefen Trauer nicht verzweifelt, sondern voller Glauben und Hoffnung bleibt.

Die Darstellung der schmerzensreichen Mutter Gottes ist ein zentrales Motiv in der christlichen Kunst. Besonders in der Ikonographie der Orthodoxie wird Maria oft mit einem Schwert durch ihr Herz oder mit sieben Schwertern dargestellt, die ihre Schmerzen symbolisieren. Eine der bekanntesten Darstellungen ist die Mater Dolorosa, die weinende Mutter, deren Augen oft von Tränen gezeichnet sind.

In der westlichen Kunst ist die Pietà, die Darstellung Mariens mit dem toten Jesus auf dem Schoß, besonders prägend. Eines der berühmtesten Werke dieser Art ist die Pietà von Michelangelo im Petersdom.

Das Fest der Schmerzen Mariens hat eine zeitlose Botschaft: Es erinnert daran, dass Leid und Schmerz Teil des Lebens sind, aber nicht das letzte Wort haben. Maria wird nicht nur als leidende Mutter, sondern auch als Hoffnungsträgerin verehrt. Ihr Vorbild zeigt, dass Glaube und Liebe in den dunkelsten Momenten des Lebens Halt geben können.

Heute wird der 15. September in vielen Ländern gefeiert, besonders in der Slowakei, wo Maria von den sieben Schmerzen als Landespatronin verehrt wird. Auch in vielen griechisch-orthodoxen Gemeinden gibt es Andachten und Gebete, die an die tief empfundene Liebe und das unerschütterliche Vertrauen Mariens erinnern. (sk)

Foto: Hellas-Bote

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