In den staubigen Sanden Ägyptens, wo der Nil seine Geschichten flüstert und die Sonne erbarmungslos auf die Ruinen vergangener Zivilisationen brennt, wurden einst Schriftrollen verfasst, die bis heute Rätsel aufgeben: die Papyri Graecae Magicae (PGM).
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
Kunst & Kultur – Diese antiken Dokumente, entstanden zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. überwiegend im griechisch-römischen Ägypten, sind ein faszinierendes Zeugnis des magisch-religiösen Synkretismus der griechisch-römischen Welt.
Die PGM (griechische magische Papyri) sind mehr als nur Texte; sie sind ein Kaleidoskop kultureller Verschmelzungen. Verfasst überwiegend in Altgriechisch, enthalten sie auch Passagen in demotischer, koptischer und hebräischer Sprache. Diese Vielfalt spiegelt die multikulturelle Gesellschaft Ägyptens unter griechischer und später römischer Herrschaft wider. Interessanterweise fehlen lateinische Texte nahezu vollständig, was auf eine gewisse Distanz zur römischen Religion und Magie hindeutet.
Inhaltlich bieten die PGM eine breite Palette magischer Praktiken: von Liebeszaubern und Fluchtexten über Heilrituale bis hin zu Beschwörungen von Geistern und Dämonen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist ein Liebeszauber, der die Herstellung einer Tonfigur beschreibt, die mit dreizehn Nadeln durchbohrt wird, um das Objekt der Begierde zu beeinflussen. Solche Rituale zeigen die tiefe Überzeugung der Menschen von der Wirksamkeit magischer Handlungen.
Die PGM sind auch ein Spiegel der religiösen Praktiken ihrer Zeit. Sie enthalten Elemente aus verschiedenen Glaubensrichtungen, darunter ägyptische, griechische, jüdische und frühe christliche Traditionen. Rituale wie Fasten, Salbungen und Reinigungszeremonien, die in den PGM beschrieben werden, finden sich auch in heutigen Religionen wieder.
Die Entdeckung und Erforschung der PGM haben unser Verständnis der antiken Welt erheblich erweitert. Sie bieten einen einzigartigen Einblick in die Gedankenwelt, Ängste und Hoffnungen der Menschen jener Zeit. In einer Welt, in der das Übernatürliche allgegenwärtig war, dienten diese Texte als Werkzeuge, um das Unbekannte zu begreifen und zu beeinflussen. Heute sind die Papyri Graecae Magicae nicht nur ein bedeutendes Forschungsobjekt für Historiker und Philologen, sondern auch eine Quelle der Inspiration für Künstler und Schriftsteller. (mv)
