Zoo Frankfurt: Mit Haus und Maus

Der Frankfurter Zoo, 1858 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist der zweitälteste Zoo Deutschlands und hat eine bewegte Geschichte – im wahrsten Sinne des Wortes, denn vor 150 Jahren, im Frühjahr 1874, zog der gesamte Zoo mit Gebäuden und Tieren von Bockenheim im Westen der Stadt an die Pfingstweide im heutigen Stadtteil Ostend um.

Magazin – Auch heute steht der Zoo vor großen Veränderungen: Mit dem Masterplan zur Zooentwicklung, der Etablierung des Frankfurt Conservation Center auf dem Zoogelände und dem Umbau des Zoogesellschaftshauses zu einem Kinder- und Jugendtheater wird die traditionsreiche Einrichtung zum Hot-Spot für generationsübergreifende Begegnung, Vielfalt sowie für Natur- und Artenschutz.

Von West nach Ost – der Zoo zieht um

Am Anfang stand die Idee eines provisorischen Komitees, einen Zoologischen Garten in Frankfurt zu errichten. Das war im Jahr 1857. Es wurde die Zoologische Gesellschaft als Aktiengesellschaft gegründet, Genehmigungen wurden eingeholt und ein Gelände im Westen der Stadt gepachtet – für die Dauer von zehn Jahren, sozusagen ein Zoo auf Probe. Am 8. August 1858 wurde der Zoo im Leers’schen Garten – aus heutiger Sicht zwischen Alter Oper und Palmengarten gelegen – eröffnet. Der Tiergarten wurde schnell zum beliebten Ausflugsziel und es war klar, dass er auch über die 10 Jahre hinaus betrieben werden sollte.

Da der Pachtvertrag nicht zu verlängern war und das 3,75 Hektar große Areal ohnehin als zu klein erachtet wurde, begab man sich bereits 1861 auf die Suche nach einem neuen Standort. Schnell liebäugelte man mit der Pfingstweide im heutigen Stadtteil Ostend, wo sich zu der Zeit Ochsenmastweiden, Weinberge und Alleen befanden. Nach einigen Mühen war es soweit: 1873, am 24. März, wurde der Grundstein für den neuen Zoo gelegt. Um Geld zu sparen wurden Zäune, Gehege und ganze Gebäudeteile abgebaut und an der Pfingstweide neu errichtet. Bereits ein Jahr später, ab 9. Februar 1874, erfolgte die Übersiedlung der Tiere, am 29. März wurde der Zoo an der Pfingstweide eröffnet.

Der Frankfurter Zoo im Wandel der Zeit

Im Jahr 1915 – Mitten in den Wirren des Ersten Weltkriegs – übernahm der Magistrat der Stadt Frankfurt den Zoo von der Zoologischen Gesellschaft und rettete ihn so vor dem wirtschaftlichen Ruin. Nach der beinahe vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er unter Zoodirektor Bernhard Grzimek vergrößert und wiederaufgebaut. In den 1970er Jahren gab es dann Bestrebungen, den Zoo – zumindest in Teilen – aus der Innenstadt hinaus zu verlagern. Erst nach dem klaren Bekenntnis zum Verbleib in der Innenstadt Mitte der 1990er wurde wieder in den Zoo investiert. Die Folgen davon sind noch heute sichtbar, betrachtet man die alte Bausubstanz in manchen Bereichen.

„Durch die lange Investitionspause stammen viele Tierhäuser und Anlagen des Zoos auch heute noch aus der Zeit von Bernhard Grzimek, wie etwa das Giraffenhaus und die Faust-Vogelhallen. Die große Volierenanlage für Geier und Teile des Exotariums gehen sogar noch auf die ursprüngliche Bebauung der 1870er Jahre zurück. Die Zooentwicklung muss also dringend fortschreiten“, betont Dr. Ina Hartwig, die für den Zoo zuständige Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, „Um unseren Zoo als Ort des Artenschutzes und der Umweltbildung zukunftsfähig zu machen, arbeiten wir gerade an einem Masterplan. Noch in diesem Jahr werden wir die Pläne für die Umgestaltung großer Zooareale vorstellen.“

Der Zoo als Natur- und Artenschutzzentrum und Ort der Begegnung

In der Denkschrift zur geplanten Gründung des Zoos von 1857 wird der Wert eines Zoologischen Gartens für die Bevölkerung in der Erholung und der sinnlichen Erbauung gesehen und mit folgenden Worten beschrieben: Welche angenehme Erholung, in einem schönen Garten spazierend, die lebendigen Schöpfungen aller Gegenden und Zonen in ihren Eigenthümlichkeiten betrachten, in ihrer Mannichfaltigkeit bewundern zu können!

Aber auch der Notwendigkeit einer artgerechten Haltung der Tiere sowie des didaktischen Werts einer naturnahen Präsentation war man sich wohl bewusst. So heißt es in der Denkschrift weiter: Die Erfahrung lehrt, daß die Anziehungskraft eines zoologischen Gartens durchaus nicht in dem pecuniären Werth der Thiere, sondern vielmehr darin liegt, daß die Thiere so untergebracht sind, wie es ihre Natur erfordert, damit der Beschauer sie betrachte, als ob sie in Freiheit seien, und damit das Thier auch die Schönheit und Gesundheit erlange, welche allein es zum wahren Vertreter seiner Gattung macht.

„All das gilt auch heute noch – allerdings hat sich das Aufgabenspektrum wissenschaftlich geführter Zoos deutlich erweitert und auch die inhaltlichen Schwerpunkte haben sich verändert“, erklärt Zoodirektorin Dr. Christina Geiger, „In Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise kommt den Zoos die Aufgabe von Natur- und Artenschutzzentren zu. Diese Aufgabe erfüllen wir auch im Frankfurter Zoo seit Langem. Mit der Neugestaltung des Zoos wollen wir dies noch deutlicher sicht- und erlebbar machen“, so Geiger.

Der Verband der Zoologischen Gärten VdZ, dem auch der Zoo Frankfurt angehört, formuliert es so: „Unser gesellschaftlicher Auftrag liegt im Erhalt der biologischen Vielfalt. Diesen Auftrag erfüllen wir durch die Haltung und Zucht gefährdeter Tierarten sowie durch das Engagement im Natur-, Arten-, Umwelt- und Tierschutz, die Bildung für nachhaltige Entwicklung, die Förderung der Forschung und die Schaffung von naturnahen Erholungsräumen.“

„Ich bin überzeugt davon, dass der Zoobetrieb durch die Umsetzung des Masterplans, den Umbau des Zoogesellschaftshauses zum Kinder- und Jugendtheater sowie dem Bau des Frankfurt Conservation Centers im Osten des Zoogeländes eine ganz neue Dynamik und Attraktivität erhält. Hier werden die vom Zoo-Verband geforderten und vom Zoo bereits gelebten Aufgaben auf einmalige Art und Weise zusammengeführt. Das ist eine große Chance nicht nur für den Zoo, sondern für die Stadt sowie das Umland“, so Hartwig.

Damals, zur Zeit des Umzugs, genau wie heute ist der Zoo eine der meistbesuchten Einrichtungen der Stadt. „Hier kommen Menschen jeden Alters und jeglichen Hintergrundes zusammen. Hier treffen sich Familien, Freunde, Paare, Senioren und Kindergruppen, um Tiere zu beobachten und die Natur mitten in der Großstadt zu genießen – seit 150 Jahren“, freut sich Zoodirektorin Geiger. (opm)

Raubvogelhaus 1874 – Quelle: Institut für Stadtgeschichte