Am 15. September wird weltweit der Internationale Tag der Demokratie begangen – ein Gedenktag, der 2007 durch die Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
Aktuell – Ziel ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung demokratischer Prinzipien zu stärken und gleichzeitig Staaten zu ermutigen, demokratische Strukturen zu schützen und weiterzuentwickeln. Dieses globale Anliegen trifft in Griechenland, dem historischen Geburtsland der Demokratie, auf einen besonders fruchtbaren Boden – und zugleich auf komplexe Herausforderungen.
Die Ursprünge der Demokratie reichen zurück in das 5. Jahrhundert v. Chr., als in Athen das Prinzip der „Herrschaft des Volkes“ – dēmokratía – erstmals systematisch praktiziert wurde. Damals bedeutete Demokratie noch direkte Bürgerbeteiligung: Freie männliche Bürger entschieden über Gesetze, Politik und Krieg in der Volksversammlung. Diese frühe Form politischer Teilhabe wurde zum Fundament, auf dem spätere demokratische Systeme weltweit aufbauten.
Heute steht Griechenland als moderne parlamentarische Republik vor der Aufgabe dieses reiche Erbe in einer globalisierten Welt zu bewahren und weiterzuentwickeln. In einem Europa, das zunehmend mit Fragen von politischer Polarisierung, sozialer Spaltung und Desinformation konfrontiert ist, bleibt die demokratische Kultur ein permanenter Gestaltungsauftrag.
Trotz einer stabilen Verfassung und regelmäßiger freier Wahlen steht Griechenlands Demokratie – wie viele andere – unter Druck. Wirtschaftliche Krisen, Arbeitslosigkeit, Migration und der Einfluss externer geopolitischer Spannungen haben in den vergangenen Jahren das Vertrauen in Institutionen erschüttert. Gleichzeitig bemüht sich das Land aktiv um Transparenz, Rechtsstaatlichkeit und die Einbindung junger Menschen in den demokratischen Prozess.
Ein besonderes Augenmerk gilt in Griechenland auch der Medienfreiheit, die laut internationalen Rankings gelegentlich Rückschläge erlitten hat. Der Internationale Tag der Demokratie ist daher nicht nur Anlass zur Feier, sondern auch zur kritischen Reflexion über die Qualität demokratischer Institutionen und den Schutz individueller Grundrechte.
Ein zentrales Element demokratischer Nachhaltigkeit ist politische Bildung. In Zusammenarbeit mit Institutionen wie der UNESCO und zivilgesellschaftlichen Organisationen werden in Griechenland verstärkt Programme gefördert, die demokratische Werte, Meinungsfreiheit und Toleranz vermitteln – sowohl in Schulen als auch in der Erwachsenenbildung. Dabei wird besonders auf die Einbindung digitaler Medien und die Schulung von Medienkompetenz gesetzt.
Am 15. September finden in ganz Griechenland Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Bildungsinitiativen statt, die sich dem Thema Demokratie widmen. Athen, Thessaloniki und andere Städte laden Bürger*innen ein, sich aktiv zu beteiligen – sei es durch Podiumsdiskussionen, Kulturprojekte oder Online-Foren. Die Botschaft ist klar: Demokratie lebt vom Mitmachen.
Der Internationale Tag der Demokratie erinnert daran, dass demokratische Werte wie Freiheit, Gleichheit, Beteiligung und Rechtsstaatlichkeit stets neu verteidigt und gefördert werden müssen – auch und gerade in ihrem Ursprungsland. Griechenland trägt nicht nur die historische Verantwortung, das antike Erbe lebendig zu halten, sondern auch die Chance, im 21. Jahrhundert ein lebendiges Beispiel für demokratische Erneuerung zu sein.
Wie einst in Athen liegt die Kraft der Demokratie nicht nur in Institutionen, sondern im Geist ihrer Bürger*innen. (mv)
