Mit „An fremdem Garten“ entführt der griechische Autor Ivo Meraskentis erneut in die Welt der Lyrik mit seinen Gedanken, die den Leser nicht nur fesseln, sie regen zum (Nach-)denken an und geben einen neuen Blick auf das eigene Sein frei.
Literatur – Herr Meraskentis, 18 Gedichte in Ihrem neuen Werk und wie schon in früheren Arbeiten keines mit Titel?
Ja richtig und hierfür könnte ich Ihnen auch gleich zwei Erklärungen nennen, denn 18 Titel zu erfinden ist mir zu anstrengend … (er lacht), und die Überschrift der Sammlung steht für alles in ihr enthaltene. Eine in der Tat gängige Praxis seit mehr als 20 Jahren, durch Walt Whitman übrigens indirekt bestätigt
Sie haben immer schon Lyrik geschrieben, hat alles 1994 in Athen begonnen?
Früher schon, mit 14 oder 15, da kam das über mich was Schiller sinngemäß eine eigentümliche musikalische Stimmung nannte. Doch alles damals Verfasste habe ich sehr schnell auch wieder vernichtet.
Warum?
Ich konnte mich in der Thematik und in der Herangehensweise an diese Thematik nicht wiederfinden, ich meinte, einen tieferen Blick werfend, nur Übertreibung, Fehleinschätzung und Selbstbetrug zu erkennen.
Also?
Also schwieg ich und wartete wohl irgendwie jenen verregneten September-Nachmittag des Jahres 1990 im Hause meiner Großmutter in Bonn ab … da begann ich spontan zu schreiben und alles was folgte blieb auch bestehen, allerdings alles auf Griechisch damals. Und in 1994 folgten dann wie Sie schon sagten die ersten Veröffentlichungen in meiner Vaterstadt.
Auch Prosa?
Nein … oder vielmehr jein … eine 5-seitige Abhandlung über die Relativität der Inspiration, gestaltete sich leider dann doch zu schwülstig und ungelenk, habe ich auch verworfen. Nur gibt es hier auch einen tieferen Grund den ich ziemlich früh erkannte, das Bedürfnis Wort und Melodie zu vereinen, dem Gesagten eine Musikalität, eine innere Melodik zu verleihen, dass es dahinfließt wie das Wasser im schlichten Bachlauf aber ungehindert und klar,
Bedeutet demnach …
… das weitestgehende Vermeiden zu harter Laute, zu langer bzw. zu komplex klingender Begriffe. In beiden Sprachen übrigens. Ob ich diesem Prinzip allerdings immer treu geblieben bin müsste der Leser entscheiden. Es dürfte auf Dauer wahrscheinlich auch nur im Vers, das heißt in der relativ kurzgehaltenen Aussage, funktionieren
An fremdem Garten. Warum ist mir der Garten fremd?
Weil es vielleicht keine Rückkehr dorthin gibt? Weil es diese Option für den Menschen vielleicht nie gegeben hat? Dieser eine Garten ist uns sehr schnell fremd geworden.
Und die geometrischen Erkenntnisse? Verstärken sie unser Fremdsein?
Zeichnen uns Menschen aus. Vielleicht auch nur uns.
Athene Pallas, sie erwähnen sie auch in in früheren Werken immer wieder.
Nun, sie ist ja auch schon bei Poe aufgetreten … na ja, in der Schule hatte man doch irgendwie seine Lieblingsgottheit, Pallas Athene – Göttin der Weisheit bzw. der Philosophie, die Namensgeberin meiner Heimatstadt, Odysseus´ Helferin in der Not – das prägt und zwar positiv.
Spielt auch Odysseus eine wesentliche Rolle?
In der Erkenntnis? Vielleicht…
Herr Meraskentis, lieben Dank für das Gespräch, welches einen kleinen Vorgeschmack gibt auf die lyrische Neuerscheinung „An fremdem Garten“ im Kater Literaturverlag (5,90 Euro, 44 Seiten, ISBN 978-3-944514-46-8). (nb/opm)