Verwobene Zeiten in Stein und Stil – Die Wiedergeburt der Villa Petridis

Zwischen den sanft rauschenden Erinnerungen vergangener Jahrhunderte und dem pulsierenden Rhythmus des heutigen Thessaloniki erhebt sich ein Bauwerk, das Geschichte atmet und zugleich moderne Kultur beheimatet: die Villa Petridis, das elegante Herrenhaus an der Anagenniseos-Straße.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos

Kunst & Kultur – Versteckt in der westlichen Stadtsilhouette, an der lebendigen Kreuzung von 26. Oktober, Kazantzakis und Tantalou, entfaltet sich hier ein Stück Stadtgeschichte, das so reich und facettenreich ist wie das kunstvolle Mosaik seiner Fassade.

Errichtet zwischen 1900 und 1910, in einer Zeit des Übergangs und der kulturellen Blüte, war das Anwesen Zeuge der Metamorphose Thessalonikis – von osmanischem Flair zur modernen urbanen Identität. Die Nähe zum Fürstengarten, dem damaligen Bechtsinari, und zur Straßenbahnendstation machte das Viertel zu einem Ort des Flanierens, der Musik und der Begegnung. Inmitten dieses lebendigen Treibens nahm die Villa Petridis ihren Platz ein – als stiller Beobachter und stolze Gastgeberin von Stil und Zeitgeist.

1984 erkannte das griechische Kulturministerium die kunsthistorische Bedeutung des Hauses und stellte es unter Denkmalschutz. Es sollte jedoch drei Jahrzehnte dauern, bis das Gebäude seine wahre Renaissance erlebte. Eine umfassende Restaurierung, initiiert 1995 und vollendet 2013, verlieh der Villa nicht nur ihre ursprüngliche Pracht zurück, sondern hauchte ihr neues Leben ein: Heute dient sie als Kulturzentrum der Stadt Thessaloniki, als Bühne für die renommierten Dimitria-Festspiele und die Thessaloniki Biennale für zeitgenössische Kunst.

Architektonisch vereint die Villa Petridis die Strenge des Neoklassizismus mit der verspielten Eleganz des Jugendstils. Ihre Fassade wirkt wie ein Relief aus Licht und Schatten, wo florale Ornamente und schwungvolle Brüstungen mit kunstvoll geschnitzten Holzelementen verschmelzen. Bemalte Bordüren an den Innenwänden, zarte Naturmotive in Stuck und die sichtbaren Holzstrukturen, die fast japanisch anmuten, erzählen vom künstlerischen Anspruch jener Epoche.

Der symmetrisch aufgebaute Bau besteht aus Keller, Erdgeschoss, Obergeschoss und einem ausgebauten Dachgeschoss. Besonders markant ist die Mittelpartie der Hauptfassade, die leicht vorspringt – ein architektonischer Gruß an klassische Villenformen. Der Wechsel der Reliefdekorationen zwischen den Geschossen und Seitenansichten macht jede Perspektive einzigartig, beinahe filmisch.

Wo einst feine Gesellschaften dinnierten und Musiker den Abend begleiteten, begegnet man heute Kunst in ihrer zeitgenössischsten Form. Die Villa Petridis ist nicht nur Denkmal, sondern auch Denkraum – ein offenes Haus für kreative Impulse und kulturelle Dialoge.

Sie steht wie ein poetisches Standbild in der sich wandelnden Stadtlandschaft Thessalonikis – eine Einladung zum Innehalten, zum Staunen, zum Träumen. (jk)

Foto: Hellas-Bote

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