Unterirdisches Mysterium: Die Yerebatan-Zisterne als Zeugnis byzantinischer und griechischer Ingenieurskunst

Mitten in Istanbul, verborgen unter dem pulsierenden Stadtleben, liegt eine beeindruckende Hinterlassenschaft aus der Zeit des Byzantinischen Reiches und der antiken griechischen Kultur: die Yerebatan-Zisterne. Dieses atemberaubende Bauwerk entführt Besucher in eine vergangene Welt, in der Wasser nicht nur Leben bedeutete, sondern auch Symbol für Macht und Ingenieurskunst war.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris

Reisen – Die Yerebatan-Zisterne, auch als „Basilika-Zisterne“ bekannt, befindet sich im historischen Kern von Istanbul, im Stadtteil Sultanahmet. Direkt in der Nähe von Wahrzeichen wie der Hagia Sophia und der Blauen Moschee gelegen, ist die Zisterne ein verstecktes Juwel unter den zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Die Yerebatan-Zisterne wurde im 6. Jahrhundert während der Regentschaft des byzantinischen Kaisers Justinian I. erbaut. Ziel war es, die Wasserversorgung der Stadt auch in Zeiten von Belagerungen sicherzustellen. Das Bauwerk erstreckt sich über eine Fläche von ungefähr 9.800 Quadratmetern und hat ein Fassungsvermögen von bis zu 80.000 Kubikmetern Wasser.

Foto: Claudia Beyli/Pixabay

Die Konstruktion der Zisterne zeugt von der hohen Kunstfertigkeit der Baumeister jener Zeit. Sie umfasst 336 Marmorsäulen, die in 12 Reihen à 28 Säulen angeordnet sind und eine Höhe von etwa neun Metern erreichen. Viele dieser Säulen stammen aus älteren griechischen und römischen Bauwerken, was ihre Wiederverwendung zu einem faszinierenden Puzzle antiker Architektur macht.

Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten in den 1980er Jahren wurde die Yerebatan-Zisterne für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ist heute eine der beliebtesten Touristenattraktionen Istanbuls. Besucher können auf hölzernen Stegen durch die Zisterne wandern und das eindrucksvolle Zusammenspiel von Licht und Schatten genießen, das den unterirdischen Raum in eine magische Atmosphäre taucht.

Besonders bemerkenswert sind zwei mysteriöse Medusenköpfe, die als Sockel für zwei der Säulen dienen. Ihre Herkunft und der Grund ihrer ungewöhnlichen Platzierung sind bis heute ungeklärt, was sie zu einem beliebten Objekt für Spekulationen und Studien macht.

Sie war ein zentraler Bestandteil der Wasserversorgung Konstantinopels, des Herzstücks des Byzantinischen Reiches. Sie wurde über ein weitreichendes System von Aquädukten und Wasserleitungen mit frischem Wasser versorgt, das von weit außerhalb der Stadtgrenzen herangeschafft wurde. Dieses komplexe Wassersystem zeigt die bemerkenswerte Ingenieurskunst und das fortgeschrittene Verständnis urbaner Planung der Byzantiner.

Darüber hinaus spiegeln viele Elemente der Zisterne den Einfluss der griechischen Kultur wider. Die Wiederverwendung von griechischen Säulen und die Einbeziehung mythologischer Symbole wie der Medusenköpfe verdeutlichen, wie tief die griechische Kultur in die byzantinische Architektur und Kunst integriert war. Diese Symbiose aus griechischem Erbe und byzantinischer Innovation macht die Zisterne zu einem einzigartigen Zeugnis der kulturellen Verschmelzung in der Antike. (pv)

Foto: Niek Verlaan/Pixabay

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