Trüffelanbau in Griechenland: Eine aufstrebende Delikatesse im Mittelmeerraum

Griechenland ist in der Welt für seine Olivenhaine, Weinberge und die mediterrane Küche bekannt. Doch in den letzten Jahren hat sich ein weiteres edles Naturprodukt zunehmend ins Rampenlicht gedrängt: Trüffel.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris

Aktuell – Diese unterirdisch wachsenden Pilze, die zu den teuersten Lebensmitteln der Welt zählen, werden zunehmend auch auf griechischem Boden kultiviert. Der Trüffelanbau in Griechenland erlebt einen bemerkenswerten Aufschwung – ein Phänomen, das sowohl kulinarisch als auch wirtschaftlich großes Potenzial birgt.

Trüffel sind eine Gattung von Schlauchpilzen (Ascomycota), die in Symbiose mit den Wurzeln bestimmter Bäume wie Eichen, Haseln oder Buchen leben. Es gibt verschiedene Arten, von denen insbesondere der schwarze Périgord-Trüffel (Tuber melanosporum) und der weiße Alba-Trüffel (Tuber magnatum) begehrt sind. Trüffel wachsen unterirdisch und sind schwer zu finden – meist werden speziell ausgebildete Hunde oder Schweine eingesetzt, um sie aufzuspüren.

Obwohl der Trüffel in Griechenland lange Zeit in Vergessenheit geraten war, gibt es Hinweise darauf, dass er bereits in der Antike bekannt war. Die modernen Wurzeln des griechischen Trüffelanbaus reichen jedoch nur wenige Jahrzehnte zurück. In den 1990er-Jahren begannen erste Pionierprojekte, die Eignung griechischer Böden für die Trüffelkultur systematisch zu untersuchen.

Die klimatischen Bedingungen Griechenlands – milde Winter, heiße Sommer, kalkhaltige Böden – sind ähnlich jenen in Südfrankreich oder Norditalien, wo Trüffel traditionell heimisch sind. Vor allem in den Regionen Epirus, Westmakedonien, Thessalien und Zentralgriechenland wurden erfolgreiche Trüffelplantagen angelegt.

Der Trüffelanbau ist ein langfristiges und anspruchsvolles Unterfangen. Zunächst werden junge Bäume – in der Regel Eichen oder Haselnüsse – mit Trüffelsporen beimpft. Diese „mykorrhizierten“ Setzlinge werden dann auf geeigneten Flächen ausgepflanzt. Es dauert in der Regel 5 bis 10 Jahre, bis die ersten Trüffel geerntet werden können.

Die Pflege der Trüffelplantagen erfordert Geduld und Fachwissen. Faktoren wie Boden-pH-Wert, Feuchtigkeit, Konkurrenzpilze und Schädlingsbefall müssen laufend kontrolliert werden. In Griechenland werden die Plantagen zunehmend ökologisch bewirtschaftet, um den hohen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden.

Die Trüffelsaison variiert je nach Art, aber die wichtigste Erntezeit liegt zwischen November und März. Die Suche erfolgt meist mit Trüffelhunden, da diese gezielter und schonender arbeiten als Schweine. Die Ernte ist arbeitsintensiv, aber lukrativ – die Preise für edle Trüffelarten liegen oft bei mehreren Tausend Euro pro Kilogramm.

In Griechenland werden frische Trüffel lokal verarbeitet oder exportiert. Es gibt mittlerweile kleine Manufakturen, die Produkte wie Trüffelöl, Trüffelbutter, Trüffelpasta und getrocknete Trüffelscheiben herstellen – meist in Handarbeit und mit Fokus auf Qualität.

Der Trüffelanbau bietet insbesondere in strukturschwachen Regionen Griechenlands eine attraktive Einkommensquelle. Er kann zur Diversifizierung der Landwirtschaft beitragen und die Landflucht bremsen, da junge Menschen in einem zukunftsträchtigen Bereich Arbeit finden. Außerdem passt der Trüffel gut zur griechischen Agrarstrategie, die verstärkt auf hochwertige, exportfähige Spezialitätenprodukte setzt.

Die Nachfrage nach Trüffeln ist weltweit steigend, insbesondere in der gehobenen Gastronomie in Europa, Asien und den USA. Griechenland könnte sich in den kommenden Jahren als ernstzunehmender Trüffelexporteur etablieren – vergleichbar mit Ländern wie Frankreich, Spanien oder Italien.

Ein weiteres spannendes Feld ist der Trüffeltourismus. In einigen Regionen Griechenlands werden bereits geführte Trüffelsuchen, Verkostungen und Kochkurse angeboten. Diese Aktivitäten ziehen nicht nur Feinschmecker an, sondern fördern auch das Bewusstsein für nachhaltige Landwirtschaft und regionale Identität. Lokale Tavernen und Gourmetrestaurants integrieren Trüffel zunehmend in ihre Menüs – von Trüffel-Moussaka bis hin zu mit Trüffel verfeinerten Dolmades. (pv)

Foto: FinjaM/Pixabay