Mit einer Länge von 405 km behauptet sich der Tiber nach dem Po und der Etsch als drittlängster Fluss in Italien. In Rom bietet sich das Flussufer nicht nur in den warmen Abendstunden als Ziel für einen erholsamen Spaziergang oder zum Verweilen an.
Von HB-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Italien/Reisen – Wie häufig, verweisen auch beim Tiber verschiedene Legenden auf die Namensgebung. In ihm soll einer Sage nach der neunte König von Alba Longa, Tiberinus Silvius, ertrunken sein, eine andere Geschichte spricht von der Namensgebung nach dem Flussgott Tiberius.
Was hier nicht sicher belegt werden kann, schafft anderenorts Fakten. So liegt die Quelle des drittlängsten italienischen Flusses ist Apennin am Monte Fumaiolo auf 1.348 Metern Höhe. Für ihn ließ Benito Mussolini sogar die Regionsgrenze verlegen, denn ursprünglich gehörte die Quelle zur Toskana. Mussolini aber wollte den „heiligen Ursprung Roms“ seiner Geburtsregion Romagna zuordnen
Von hier aus fließt der Tiber unter anderem durch die Orte Città di Castello und Perugia nach Todi, wo man dem Fluss auf der Straße 448 bis zum Naturschutzgebiet „Parco Fluviale del Tevere“ folgen kann. In Rom, an der Tiberinsel, teilt sich der Fluss unterhalb des Kapitolshügels, seine Mündung fand er in der Antike bei der Hafenstadt Ostia. Unter Kaiser Claudius wurde der Hafen 42 nach Christus neu angelegt und nochmals 103 nach Christus unter Trajan.
In der Geschichte nimmt der Tiber eine bedeutende Rolle ein, schließlich sollen die Zwillinge Romulus und Remus in einem Korb in seinem Gewässer ausgesetzt worden sein. Kein Geringerer als Romulus soll dann 753 nach Christus Rom gegründet haben. Schon im antiken Rom floss der große Abwasserkanal, die Cloaca Maxima, in den Tiber. In genau diesen stürzte dann auch Maxentius mit schwerer Rüstung im Jahre 312 und ertrank – genauer gesagt von der Pontonbrücke, nachdem ihn sein Mitkaiser Konstantin I. besiegt hatte. Die danach errichtete Brücke ist bis heute noch in Teilen erhalten. Diese Begebenheit in der Geschichte gilt als Aufstieg des Christentums im römischen Reich und ist auf dem Konstantinsbogen in Rom dargestellt. Überhaupt, der Tiber hat in seiner langen Geschichte nicht nur eine Leiche aufgenommen, so wurde während der Leichensynode im Jahr 897 die Leiche von Papst Formosus in das Wasser geworfen, nachdem sie aus der Gruft gezerrt wurde.
Im Laufe der Zeit versandete der Kanal, der Fluss und Meer miteinander verband, weshalb Papst Paul V. im Jahre 1612 den Kanal erneuern ließ und wieder eröffnete. 1876 wurde der Tiber aufgrund verheerender Überschwemmungen in einen tieferen Kanal gebettet, wodurch sich das Bild des Ufers völlig veränderte. Erst in der heutigen Zeit versucht man den Tiber zu renaturieren und die ursprüngliche Umgebung wieder sichtbar zu machen. (cs)