Tänzer der Baumwipfel: Eichhörnchen

In den frühen Morgenstunden, wenn das Licht sanft durch die Baumkronen fällt, huschen kleine Schatten über die Äste.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris

Natur & Umwelt – Mit einer Leichtigkeit, die fast übernatürlich scheint, springen sie von Zweig zu Zweig, ihre buschigen Schwänze wie elegante Pinselstriche in der Luft. Es sind die Eichhörnchen – wahre Akrobaten der Natur, faszinierend in ihrem Wesen und unersetzlich für das ökologische Gleichgewicht.

Eichhörnchen gehören zur Familie der Hörnchen (Sciuridae) und umfassen eine beeindruckende Vielfalt von Arten. Weltweit sind rund 280 Arten bekannt, die sich in drei Hauptgruppen unterteilen lassen: Baumhörnchen, Erdhörnchen und Flughörnchen. Während Baumhörnchen – wie das weit verbreitete Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) – vorzugsweise die höheren Sphären der Wälder bewohnen, leben Erdhörnchen, zu denen Murmeltiere und Ziesel gehören, eher am Boden. Flughörnchen wiederum faszinieren mit ihrer Fähigkeit, durch gleitende Sprünge weite Strecken zu überwinden.

Foto: Hellas-Bote

Alle Eichhörnchenarten teilen grundlegende Eigenschaften: scharfe Krallen zum Klettern, kräftige Hinterbeine für weite Sprünge und Zähne, die stetig wachsen und sich hervorragend für das Knacken harter Nussschalen eignen. Ihr charmanter buschiger Schwanz dient nicht nur der Balance, sondern auch als Schutz vor Kälte und als Kommunikationsmittel.

Eichhörnchen sind äußerst anpassungsfähig und kommen fast weltweit vor – von den gemäßigten Wäldern Europas bis zu den dichten Dschungeln Asiens und Amerikas. Sie bevorzugen baumreiche Landschaften, können sich jedoch auch erstaunlich gut an städtische Parks und Gärten anpassen, wo sie oft das Herz der Menschen im Sturm erobern.

In Europa dominiert das Eurasische Eichhörnchen, das sich mit seinem flauschigen, meist rotbraunen Fell besonders in waldreichen Regionen wohlfühlt. In Großbritannien und Teilen Italiens ist das einheimische Eichhörnchen jedoch durch das aus Nordamerika eingeschleppte Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) stark bedroht worden.

In Griechenland trifft man auf das Europäische Eichhörnchen überwiegend im Norden des Landes, etwa in den dichten Wäldern Makedoniens oder den Bergregionen Thessaliens. Anders als im kühleren Norden Europas sind die Populationen in Griechenland jedoch kleiner und oft isolierter. Dies liegt unter anderem an der heißeren, trockeneren Sommerzeit, die große geschlossene Wälder seltener macht. Dennoch haben sich Eichhörnchen erstaunlich gut an die mediterranen Bedingungen angepasst.

Interessanterweise gibt es auf den meisten kleinen griechischen Inseln keine natürlichen Populationen von Eichhörnchen, da diese Tiere auf größere, zusammenhängende Waldgebiete angewiesen sind und Wasserstellen benötigen, um dauerhaft überleben zu können. Einige Gebiete wie die Wälder um Thessaloniki oder das bewaldete Nordgriechenland gelten als Hotspots für Beobachtungen der quirligen Nager.

Das griechische Eichhörnchen zeigt eine farbliche Vielfalt – von leuchtend rötlichem bis zu dunklerem braun-schwarzem Fell –, je nach Region und Jahreszeit. In Griechenland sind sie wichtiger Teil des Ökosystems: Indem sie Nüsse und Samen vergraben und nicht alle wiederfinden, fördern sie unbewusst die Aufforstung der Wälder.

Ein bemerkenswerter Aspekt: Im benachbarten Süden Italiens und auf anderen Mittelmeerinseln sind Populationen des Europäischen Eichhörnchens weit seltener oder fehlen ganz – Griechenland wird so zu einer Art südöstlichem Außenposten für diese Art.

Schon in der Antike waren Eichhörnchen den Menschen vertraut. Ihr flinkes, fast scheues Wesen inspirierte Künstler und Geschichtenerzähler gleichermaßen. In der nordischen Mythologie etwa spielt das Eichhörnchen Ratatöskr eine bedeutende Rolle als Bote zwischen den Welten. Auch in der heutigen griechischen Folklore tauchen Eichhörnchen gelegentlich als Symbole für Gewandtheit und Beharrlichkeit auf.

In modernen Zeiten stehen die Eichhörnchen in Griechenland – wie überall – vor Herausforderungen: Waldbrände, Lebensraumverlust und Umweltveränderungen setzen den kleinen Überlebenskünstlern zu. Schutzprogramme und Aufforstungsprojekte gewinnen daher immer mehr an Bedeutung. (pv)

Foto: Hellas-Bote